Allegra! Der Plantahof in Graubünden war Veranstaltungsort für das diesjährige Dreiländertreffen der Klauenpfleger

Über 100 Klauenpfleger*innen, Milchviehhalter*innen, Tierärzt*innen und Dienstleister*innen im Schwerpunkt Klaue der drei Länder Deutschland, Österreich und der Schweiz kamen am 14. und 15. September am Plantahof in Graubünden im Rahmen des Dreiländertreffens der Klauenpfleger zusammen. Seit Jahren bemühen sich im deutschsprachigen Raum verschiedene Vereinigungen von Klauenpfleger*innen darum, das Bewusstsein über die Wichtigkeit der Klauengesundheit zu etablieren. Eröffnet wurde die diesjährige Tagung von Beat Fenner, Präsident der Schweizerischen Klauenpflegervereinigung (skv/aspo) und Thomas Vetter, Leiter Bildung und stellvertretener Direktor des Plantahofs. Thomas Vetter ergänzte die Eröffnungsrede rund um das Thema Klauenpflege, mit der spannenden Geschichte des Plantahofs. Thomas Lareda, ein wohlhabender Zuckerbäcker aus St. Petersburg in Russland, kehrte 1811 in seine alte Heimat zurück, erbaute den Gutshof und widmete sich der Landwirtschaft. Sein Gutshof nach russischem Muster nannten die Einheimischen schlicht den «Russhof». Der Hof ging 1886 an Rudolf Alexander von Planta über, der die Braunviehzucht und das Ziel, die Berglandwirtschaft zu fördern verfolgte. Nach seinem Tod 1895 übertrug er in seinem Testament den Gutshof dem Kanton Graubünden mit der Forderung, auf dem Hof stets Braunviehzucht zu betreiben und eine landwirtschaftliche Schule einzurichten.

Der erste Vortrag über das Thema Lahmheitsbeurteilung wurde von Professor Karl Nuss (Vetsuisse-Fakultät Universität Zürich) gehalten. Anhand diverser Videoaufnahmen ging Herr Nuss auf die Beurteilung der Lahmheit nach dem «Locomotion Scoring nach Flower and Weary 2006/ICAR» ein. Vor allem für die Tierärzteschaft ein wichtiges Thema, da auf Grund dieser Bewertung eine Entscheidung getroffen werden muss, ob ein Tier noch transportfähig ist oder nicht.

«Wenn der Sommer auf die Klauen drückt». Dr. Andrea Fiedler sprach über den Zusammenhang von Hitzestress und Klauengesundheit. Generell wird der Umfang des Einflusses von Hitzestress in der Milchviehhaltung unterschätzt. Der Wasserverlust durch die Hitze führt in den Klauen zu Durchblutungsstörungen. Der dadurch verursachte Sauerstoff- und Nährstoffmangel der Lederhaut führt weiter zu Klauenschäden. Diese Schäden werden jedoch frühstens 6 bis 8 Wochen nach dem Hitzestress, in Form von diffusen Sohlenblutungen, Sohlengeschwüren, weisse Linie Defekten und weisse Linie Abszessen sichtbar.

Am Nachmittag ging die Veranstaltung mit mehreren praktischen Workshops weiter. Hier konnten die Teilnehmer die Beurteilung von Lahmheiten anhand von Videoaufnahmen und die Messung der Sohlendicke mittels Ultraschalls vertiefen. Professor Christoph Mülling (Veterinärmedizinische Fakultät Universität Leipzig) zeigte mittels Druckmessungen das Klotz nicht gleich Klotz und Gummimatte nicht gleich Gummimatte ist. Zusätzlich wurde das Thema der Biosicherheit angesprochen. Im Bezug auf infektiöse Erkrankungen ist die Biosicherheit ein wichtiger Faktor, um das Risiko der Einschleppung und Verbreitung zu minimieren. So wurden praktikable Arbeitsabläufe diskutiert und deren Vor- und Nachteile aufgezeigt.      

Am zweiten Tag der Veranstaltung waren nicht primär die Rinder Thema, sondern es gab einige Beiträge zur Klauenpflege bei anderen Wiederkäuerarten. Andreas Bart und Beat Arnold berichteten über ihre Arbeit als Klauenpfleger bei Büffeln und Yaks. Dr. med. vet. Stefan Hoby, Tierarzt vom Tierpark Bern, sprach über Klauenkrankheiten und Behandlungen bei Wildwiederkäuern in Menschenobhut. Im Vordergrund standen mehrere Studien zum Auftreten von Dermatitis digitalis beim Wisent. Das Auftreten makroskopischer Veränderungen bei einzelnen Tieren der Herde führte dazu, dass alle Tiere mittels Tupferproben und Biopsie weiterführend untersucht wurden. Das Ergebnis: die gesamte Herde war positiv für Treponema pedis und/oder Treponema phagedenis. Erstaunlich war die Beobachtung, dass keines der Tiere klinisch auffällig war. Die Untersuchungen führten jedoch zu einem Exportstop, um die Erreger nicht weiter zu verbreiten. Mittels der Installation eines Fussbads und der Behandlung der Läsionen gelang es den Mitarbeitern, die Erreger wieder aus der Herde zu tilgen.

Anschliessend an die ausführliche Beschreibung der Klauenpflege bei Schafen von Christoph Stoll, sprach Dr. Giochen Bearth vom Amt für Lebensmittelsicherheit und Tiergesundheit des Kantons Graubünden über die flächendeckende Moderhinkebekämpfung. Auf Grund der häufigen Alpung von Schafen im Kanton Graubünden ist die Bekämpfung der Moderhinke auf Herdenbasis schon seit langer Zeit ein wichtiges Thema in Graubünden und Glarus. Er beschrieb das Bekämpfungskonzept und Problemfelder der nationalen Modernhinke-Bekämpfung (Sanierung, Reinfektionen, Beprobung und Diagnostik).

Das Programm des Nachmittags war geprägt von diversen Konzepten zur Verbesserung der Klauengesundheit in den drei Ländern. Es wurden unterschiedliche Projekte der vergangenen Jahre vorgestellt, um ein Klauengesundheitsmanagement flächendeckend zu etablieren. So wurden diverse Ansatzpunkte aufgezeigt, um Daten zu erheben, verarbeiten und deren Auswirkungen aufzuzeigen. Zum Schluss präsentierte Professor Adrian Steiner von der Vetsuisse-Fakultät, Universität Bern ein Update zum Schweizer Klauengesundheitsprojekt (gesunde Klauen). Er sprach über die Wichtigkeit der Zusammenarbeit von Tierärzt*innen und Klauenpfleger*innen, deren Aus- und Fortbildung bezüglich Klauenpflege, das Datenmanagementkonzept "Klauennet", sowie Projekte über Kennzahlen zur Klauengesundheit und der Prävalenz von Klauenerkrankungen in der Schweiz. Im Rahmen des Projekts gibt es immer noch laufende und geplante Arbeiten. Ziel ist eine Verbesserung der Klauengesundheit beim Schweizer Rindvieh, denn gesunde Tiere leisten mehr und leben länger.

 

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