„End the Cage Age“:
neue Entwicklungen der Kälberhaltung in Europa

Es tut sich etwas in Europa: eine internationale Bürgerinitiative mit dem Ziel des Verbots der Käfighaltung von Nutztieren wird wesentliche Konsequenzen für die Kälberhaltung in den Ländern der Europäischen Union haben.

Seit der Reform der EU mit dem Vertrag von Lissabon in 2007 können Bürgerinitiativen für Anliegen mit öffentlichem Interesse werben. Gelingt es ihnen, innerhalb von 12 Monaten mehr als 1 Mio. Unterschriften in mehr als sieben Ländern der EU zu sammeln, so hat sich die Europäische Kommission mit dem Thema zu beschäftigen und ggf. einen neuen Gesetzentwurf zu der Thematik vorzulegen.

Eine der bislang nur wenigen erfolgreichen Kampagnen setzte sich unter dem Schlagwort „End the Cage Age“ für ein Verbot der Käfighaltung von sämtlichen Nutztieren ein. Im Fokus standen die Abferkelbuchten und Kastenboxen der Sauen sowie Käfige für Geflügel, Kaninchen und Nerze. Explizit wurde der Gesetzgeber aber auch aufgefordert, die Einzelhaltung von Kälbern in Iglus zu verbieten.

Nach der Registrierung begann im September 2018 die Sammlung der Unterschriften. Mehr als 170 Organisationen (NGO) überwiegend aus dem Umfeld des Tierschutzes gelang es, innerhalb eines Jahres fast 1.4 Mio. gültige Unterschriften in allen Ländern der EU zu sammeln. Die Europäische Kommission beantwortete die Initiative am 30.06.2021. In ihrer Stellungnahme kündigte sie an, nach einer Folgenabschätzung schrittweise Käfigsysteme für alle Tierarten verbieten zu wollen. Die Grundlagen des weiteren Vorgehens sollten sich dabei aus einem Gutachten der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) ergeben. Das Gutachten wurde durch einen speziellen Ausschuss für Tiergesundheit und Tierschutz (AHAW) unter der Mitarbeit von 27 Wissenschaftlern aus allen Ländern der EU erarbeitet und ist nach der Veröffentlichung am 29.03.2023 allgemein zugänglich: https://efsa.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.2903/j.efsa.2023.7896

In ihrer Stellungnahme empfiehlt der Ausschuss:

Die EU-Tierschutzvorschriften werden nunmehr entsprechend überarbeitet. Die Europäische Kommission prüft gegenwärtig, ob ein Inkrafttreten der vorgeschlagenen Rechtsvorschriften bereits im Jahr 2027 möglich ist.

Angesichts dieser Entwicklung wird bereits heute von Seiten der Beratungsdienste davon abgeraten, bei Neubauten für Kälberställe in Systeme mit Einzelhaltung der Kälber zu investieren. Die Industrie hat auf die neue Entwicklung bereits reagiert und bietet eine Vielzahl von Haltungssystemen für die Paar- und Gruppenhaltung von Kälbern unter Aussen- und Innenklimabedingungen an. Eine Übersicht hat die Landwirtschaftskammer in Niedersachsen/Deutschland erstellt, die kostenlos abgerufen werden kann unter:
https://www.lwk-niedersachsen.de/lwk/news/40610_Kaelberhaltungssysteme_und_gesetzliche_%C3%84nderungen_in_der_Kaelberhaltung

 

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