Auf der Mondseetagung in Österreich wurden Anfang Oktober von Prof. Thomas Wittek, Leiter der Klinik für Wiederkäuer der Veterinärmedizinischen Universität Wien, Ergebnisse eines Projekts zur Untersuchung der Prävalenz von Antikörpern gegen Coxiella burnetii in der Tankmilch von Milchviehbetrieben vorgestellt. Die Resultate zeigen, dass Infektionen mit diesem Bakterium sehr weit verbreitet sind.
Coxiella burnetii ist ein hochinfektiöses Bakterium, das sich vor allem in speziellen Blutzellen (Monozyten, Makrophagen) und Trophoblasten der Plazenta vermehrt. Bei Rindern, Schafen und Ziegen können Infektionen klinisch unauffällig verlaufen oder auch mit Endometritiden und Fruchtbarkeitsstörungen („repeat breeders“) einhergehen. Häufig sind persistierende Infektionen. Gelegentlich treten Aborte, Totgeburten und die Geburt lebensschwacher Nachkommen auf, die als Leitsymptome auf Q-Fieber hindeuten können. Auch Menschen können teilweise schwer erkranken – jeder Landwirt sollte deshalb über die potentiellen Gefahren informiert sein.
Die Übertragung der Bakterien erfolgt häufig über infizierte Zecken. Von infizierten Tieren werden die Bakterien vor allem beim Abkalben bzw. Ablammen mit Fruchtwasser, Nachgeburt und Lochialsekret ausgeschieden. Zusätzlich sind Milch, Urin und Kot kontaminiert.
Bei Menschen verläuft eine Infektion symptomlos oder es entwickeln sich meist 2-3 Wochen nach der Infektion Symptome einer Grippe mit Fieber, Schüttelfrost, Schweissausbrüchen, Abgeschlagenheit und Kopfschmerzen. Bei einigen Erkrankten können sich zusätzlich schwerwiegende Entzündungen von Herz, Lunge oder Leber entwickeln. Menschen infizieren sich vor allem über den Kontakt mit infizierten lammenden bzw. kalbenden Tieren. Zusätzlich kann die Infektion durch Aufnahme von erregerhaltiger Milch oder durch die Inhalation von erregerhaltigem Staub erfolgen. Die Erreger werden mit dem Wind über viele Kilometer verbreitet und können dann gefährlich auch für Menschen sein, die keinen direkten Kontakt mit infizierten Tieren hatten. Wegen der unspezifischen Symptomatik ist Q-Fieber bei Menschen und Tieren eine nur selten diagnostizierte Erkrankung. Gehäufte Q-Fieber-Ausbrüche beim Menschen wurden trotzdem aus vielen Ländern berichtet, beispielsweise 1983 im schweizerischen Val de Bagnes mit 415 Fällen.
Der Nachweis des Erregers kann mittels PCR oder mit einer Kombination aus Stamp-Färbung, Antigen-ELISA und PCR durchgeführt werden. Der serologische Nachweis von Antikörpern erfolgt am häufigsten mittels ELISA, deren Ergebnisse bei einer Sensitivität und Spezifität von mehr als 90 % als ausreichend valide anzusehen sind. Für die Untersuchung bieten sich Blutproben sowie Milchproben von Einzeltieren oder aus dem Tank an.
Die Behandlung mit Tetracyclinen führt zwar nicht zur sicheren Eliminierung des Erregers, aber zur Reduktion der Abortrate. Letztlich stehen vorbeugende Massnahmen im Vordergrund (serologische Kontrolluntersuchungen, Einschicken von Aborten, Testen von zugekauften Tieren). Auf Betrieben mit einer infizierten Herde gilt es, den Zutritt für betriebsfremde Personen zu vermeiden. Geburten sollen nur in Ställen erfolgen, Nachgeburten und Totgeburten sind fachgerecht zu entsorgen und Arbeitsschutzkleidung bzw. Atemschutzmasken bei Reinigung und Desinfektion sind wichtig. Impfstoffe gegen Coxiellose sind in der Schweiz nicht zugelassen, ein Impfstoff kann aber unter Beachtung behördlicher Auflagen mit einer Sonderbewilligung importiert werden. Die Impfung schützt nicht sicher vor einer Infektion, führt aber zu einer deutlichen Reduktion der Erregerausscheidung. Etablierte chronische Infektionen sind durch die Impfung i. d. R. nicht zu beeinflussen, dauerhafte Ausscheider sollten somit aus dem Bestand entfernt werden.
Die Klinik für Wiederkäuer der Vetmeduni Wien hat eine repräsentative Stichprobe von 561 Tankmilchproben von Milchviehbetrieben in Österreich auf Antikörper gegen C. burnetii mittels ELISA untersuchen lassen. In allen Regionen waren über 50 % der Proben positiv, wobei Betriebe mit mehr als 50 Kühen eine höhere Prävalenz aufwiesen als kleinere Herden. Im Osten Österreichs gelang der Nachweis von Antikörpern häufiger als in Westösterreich. Aus den Ergebnissen lässt sich schlussfolgern, dass Infektionen mit Coxiella burnetii häufiger sind als allgemein angenommen. Herden mit Fruchtbarkeitsstörungen sollten häufiger auf diesen Erreger geprüft werden und Prophylaxekonzepte erstellt werden.