I. Stoffwechsel / Fütterung / Haltung

„Durchschnittliche Nutzungsdauer“

1. Definition

Wir definieren die durchschnittliche Nutzungsdauer als die mittlere Anzahl der Laktationen der auf dem Betrieb gegenwärtig aufgestallten Milchkühe einschliesslich der Galtkühe.
 

2. Hintergrund

Für die Nutzungsdauer von Milchkühen gibt es mehrere verschiedene Definitionen. Meist gilt als Nutzungsdauer die Anzahl produktiver Lebenstage (Melktage) einer Kuh zum Zeitpunkt des Abgangs.

Die durchschnittliche Nutzungsdauer von Milchkühen in der Schweiz ist höher als in den Nachbarländern, liegt aber dennoch mit etwa drei Laktationen in einem relativ niedrigen Bereich. Eine lange Nutzungsdauer wird allgemein als vorteilhaft betrachtet: Je länger eine Kuh gemolken wird, desto mehr verteilen sich die Aufzuchtkosten und begünstigen damit die wirtschaftliche Nachhaltigkeit. Eine österreichische Studie zeigte, dass Kühe erst in der sechsten Laktation ihren höchsten Gewinn pro Laktationsjahr erreichen (Horn et al. 2012). Die Nutzungsdauer korreliert zudem mit der ökologischen Nachhaltigkeit der Milchproduktion, da der Ressourcenverbrauch und die Treibhausgasemissionen aus der Aufzuchtphase pro Kilogramm erzeugter Milch bei zunehmender Nutzungsdauer sinken (Meier et al., 2017). Zudem lassen sich Fleisch- und Milchproduktion bei längerer Nutzungsdauer besser kombinieren, was wiederum die Treibhausgasemissionen pro Produkteinheit reduziert im Vergleich zu spezialisierten Systemen, die die gleiche Menge Milch und Rindfleisch getrennt produzieren. Nicht zuletzt ist es auch aus ethischen Gründen richtig, gesunde und produktive Tiere möglichst lange zu halten.

In der Schweiz gilt deshalb eine Erhöhung der Nutzungsdauer der Milchkühe als mittelfristiges Ziel. Eine lange Nutzungsdauer kann – muss aber nicht – Indikator für einen hohen Status der Tiergesundheit und des Tierwohls auf dem Betrieb sein.
 

3. Methodik

Wir haben uns mit dem Mittelwert der Laktationen der aktuell auf dem Betrieb aufgestallten Kühe für einen möglichst einfach zu erhebenden bzw. zu errechnenden Wert entschieden.

Liegt eine zusammenfassende Auswertung der Zuchtorganisation für den betreffen den Betrieb vor, so kann ggf. der dort aufgeführte Mittelwert unmittelbar genutzt werden.

Alternativ können die Aufzeichnungen der Milchwägungen genutzt werden, in denen für jede Kuh die aktuelle Laktation aufgeführt ist. Achtung, hier sind die Galtkühe nicht enthalten, diese müssten ergänzt werden:

z. B. Betrieb mit 18 Milchkühen:

  1. Laktation:      5 Kühe
  2. Laktation:      4 Kühe
  3. Laktation:      4 Kühe
  4. Laktation:      2 Kühe
  5. Laktation:      1 Kuh
  6. Laktation:      2 Kühe

= (5 x 1) + (4 x 2) + (4 x 3) + (2 x 4) + (1 x 5) + (2 x 6)

=      5       +      8      +      12     +      8      +      5      +     12

=     50 : 18 Tiere

=     2.8 als Mittelwert der Laktationen der Kühe dieser Herde

 

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