Maja Söderlind 1, Katrina Ask 1, Anna Leclercq 1, Therése Åkesson 2, Jean-Francois Valarcher 2, Elin Hernlund 1, Pia Haubro Andersen 1, Marie Rhodin 1
1Department of Animal Biosciences, Swedish University of Agricultural Sciences, XXX, Sweden
2Department of Clinical Sciences, Swedish University of Agricultural Sciences, XXX, Sweden
Received 11 September 2024, Accepted 17 January 2025, Available online 20 February 2025.
Journal of Dairy Science, Article in Press
https://www.journalofdairyscience.org/article/S0022-0302(25)00091-8/fulltext
Lahmheit stellt ein erhebliches Gesundheitsproblem bei Milchkühen dar, das mit starken Schmerzen, verminderter Milchleistung, erhöhten Tierarztkosten und in schweren Fällen mit vorzeitiger Schlachtung verbunden ist. Trotz der Relevanz dieser Problematik ist die Erkennung von Schmerzen bei Kühen nach wie vor herausfordernd, da diese häufig schmerzbedingten Veränderungen verbergen und Symptome erst in fortgeschrittenen Stadien sichtbar werden. In dieser Studie wird die Anwendbarkeit einer neuen Schmerzskala (CPS) untersucht, die sowohl verhaltensbezogene als auch physiologische Indikatoren kombiniert, um eine objektive Schmerzbewertung zu ermöglichen.
Die Schmerzbewertung bei Tieren erfolgt oft durch die Beobachtung von verhaltensspezifischen Veränderungen, die bei verschiedenen Tierarten durch spezielle Schmerzskalen dokumentiert werden. Obwohl es bereits spezifische Schmerzskalen für Kühe gibt, etwa für postoperative Schmerzen oder Lahmheit, wurde die CPS, die auf Körperverhalten und Gesichtsausdruck basiert, für eine umfassendere Beurteilung schmerzhafter Zustände entwickelt. Bestimmte Gesichtsausdrücke, wie muskuläre Anspannungen und veränderte Ohrenpositionen, sind in verschiedenen Skalen zur Schmerzbewertung enthalten, wobei ihr Zusammenhang mit orthopädischen Schmerzen bei Kühen jedoch bislang nicht ausreichend untersucht wurde.
Wie wurde die Studie durchgeführt? Insgesamt wurden 36 Kühe mit unterschiedlichem Lahmheitsgrad untersucht. Die Lahmheitsbewertung erfolgte nach einer standardisierten vierstufigen Skala (1–4), während die Schmerzintensität mithilfe der CPS erfasst wurde. Neben Vor-Ort-Beobachtungen (72 Bewertungen) wurden 456 Video-Schmerzbewertungen durchgeführt, um objektive und detaillierte Daten zu gewinnen. Besonders schmerzbezogene Gesichtsausdrücke und Verhaltensänderungen standen im Fokus der Untersuchung.
Erkenntnisse mit praktischer Relevanz Die Studie zeigt eine klare Verbindung zwischen Lahmheitsgrad und Schmerzbewertung. Lahme Kühe wiesen eine verringerte Futteraufnahme und verlängerte Liegezeiten auf. Die CPS-Gesamtwerte stiegen mit dem Schweregrad der Lahmheit an. Zudem konnte eine hohe Übereinstimmung zwischen den Bewertungen durch verschiedene Beobachter festgestellt werden, insbesondere bei der Videoanalyse.
Warum ist das wichtig? Die Einführung der Schmerzskala bietet Landwirten und Tierärzten ein wertvolles Werkzeug, um Lahmheit frühzeitig zu erkennen und gezielte Behandlungsmaßnahmen einzuleiten. Damit können nicht nur die Leiden der Tiere reduziert, sondern auch die wirtschaftlichen Verluste durch Leistungseinbußen minimiert werden.
Ausblick: Wie geht es weiter? Die standardisierte Schmerzskala soll weiter optimiert und auf eine grössere Anzahl von Betrieben ausgeweitet werden. Ziel ist es, eine breite Anwendung in der Praxis zu ermöglichen und langfristig das Tierwohl sowie die Effizienz in der Milchviehhaltung zu verbessern.
Abbildung 1 Flussdiagramm, das die zugrunde liegenden Entscheidungen bezüglich der Auswahl der Videoaufzeichnung für die verblindete Schmerzbeurteilung der einzelnen Studien (insgesamt 72 Studien) zeigt. Erstellt von M. Söderlind (2025) in BioRender;
Autorin: Josie Siegel RGS