Die Diskussion schlägt gegenwärtig hohe Wellen – und was meinen Kälbergesundheitsdienst und Rindergesundheit Schweiz? Nun, wir unterstützen diese Initiative vorbehaltlos und sehen zukünftig wesentliche Vorteile für die Tiergesundheit auf Mast-, aber auch Zuchtbetrieben. Denn: Atemwegsinfektionen der Kälber führen zu erheblichen ökonomischen Verlusten aufgrund der Kosten für tierärztliche Behandlungen, verminderten täglichen Zunahmen und erhöhten Abgangsraten. Und Impfen wirkt als vorbeugende Massnahme: das zeigen eindrucksvoll Beispiele wie Rinderpest, Maul- und Klauenseuche und Brucellose.
Bei einer Impfung passiert prinzipiell nichts anderes als bei einer natürlichen Infektion: der Impfstoff provoziert eine Immunantwort, also die Bildung von Antikörpern sowie die Bildung von spezifischen Abwehrzellen. Dies ermöglicht dem Organismus bei einem späteren erneuten Kontakt mit dem Erreger, diesen schnell und effektiv zu eliminieren. Grundsätzlich basiert der Impferfolg darauf, dass nur gesunde, immunkompetente Tiere vorbeugend geimpft werden. Dafür bietet sich der Geburtsbetrieb an – sind die Kälber nach Ankunft auf dem Mastbetrieb durch Transport und Umstallung gestresst, so kann der Impferfolg ausbleiben. Bei jungen Kälbern sollte der Impfstoff lokal, d. h. direkt auf die Schleimhaut der Atemwege, verabreicht werden (“intranasale Impfung”). Damit gelangt das Impfantigen über denselben Weg in den Körper wie die Felderreger, was als wesentlicher Vorteil zur Erreichung einer belastbaren Immunität gilt.
Allerdings: eine belastbare Immunantwort ist erst etwa 14 Tage nach der Impfung zu erwarten. Entsprechend müssen Tiere nach der Impfung noch zwei Wochen auf dem Geburtsbetrieb gehalten werden, bevor sie gehandelt und damit belastet werden. Eine zweite Impfung auf dem Mastbetrieb (sog. “Booster-Impfung”) etwa vier Wochen nach der Aufstallung ist durchaus empfehlenswert.
Doch ist mit einer Impfung auf dem Geburtsbetrieb der Erfolg garantiert? Leider nicht, Impfen ist bei Kälbergrippe kein Allheilmittel und nur ein Puzzleteil bei der Gesunderhaltung der Kälber. Werden geimpfte Tiere zu lange transportiert oder ist das Stallklima ausgesprochen schlecht, dann kann auch der beste Immunschutz eine Erkrankung nicht verhindern. Noch wichtiger ist die gute Versorgung mit genügend und hochwertigem Kolostrum direkt nach der Geburt. Ein zuverlässiger Schutz des geimpften Tieres setzt zudem voraus, dass mindestens 80 % aller Tränkerkälber durch die Impfung geschützt sind – erst dann ist eine sog. Herdenimmunität gewährleistet.
Zusammenfassend ist das Impfen eine einfache, effektive und praktikable Möglichkeit, das Risiko von Atemwegsinfektionen zu reduzieren – sobald Geburtsbetriebe, Händler, Tierärzte und Mastbetriebe an einem Strang ziehen, werden die Erfolge nicht auf sich warten lassen!
Es tut nicht weh und bringt doch viel:
Die intranasale Impfung auf dem Geburtsbetrieb hilft Lungenentzündungen auf dem Mastbetrieb zu verhindern