Informationen zu den Auswertungen der Besuche im Rahmen des Basis-Gesundheitsprogramms

Ziel des Basis-Gesundheitsprogramms ist es, mit Hilfe der Checkliste die betriebsspezifischen Stärken und Schwachstellen im Hinblick auf Tierwohl und Tiergesundheit zu erfassen. Die Ergebnisse werden mit dem Betriebsleiter / der Betriebsleiterin besprochen und bei Bedarf Massnahmen vorgeschlagen, um gefundene Schwachstellen zu beheben und Gesundheitsproblemen vorzubeugen. Das Basis-Gesundheitsprogramm Milchvieh wird von RGS seit Ostern 2022 angeboten. Seit April 2023 steht es auch als eine der Kompensationsmassnahmen für den grünen Teppich zur Verfügung, wenn die Grundanforderungen (spez. BTS oder RAUS) nicht erfüllt werden können.

Bis heute wurden über 300 Erst- und ca 20 Folgebesuche, einerseits von Bestandestierärztinnen / Bestandestierärzten und andererseits von RGS, durchgeführt. Die Checkliste ist kein Kontrollinstrument, sondern ein durch RGS und die Branche gemeinsam entwickeltes Tool zur Erfassung und Verbesserung der Tiergesundheit auf den Betrieben. Die Auswertung aller Besuche soll zeigen, ob einzelne Parameter häufiger auffallen und ob mit Hilfe der Checkliste für die Schweiz spezifische Ziel-, Toleranz- und Alarmwerte gefunden werden können.

Bei den Auswertungen wurden alle Betriebe miteinbezogen. Aufgrund des hohen Anteils an Betrieben aus der Kompensationsmassnahme sind Anbindeställe übervertreten. Bei sehr kleinen Betrieben ist es grundsätzlich nicht optimal mit Prozentangaben zu arbeiten, da schon einzelne Tiere zu hohen Prozentzahlen führen. Natürlich wäre es sinnvoll gleiche Betriebe untereinander zu vergleichen. Hierfür bräuchte es jedoch eine deutlich grössere Datengrundlage. So sollen anhand der Auswertungen erstmal Tendenzen veranschaulicht werden. Im Anschluss werden einige der Ergebnisse der ersten Auswertung beschrieben.

Der Parameter «Unfreiwillige Abgänge von Kühen in den ersten 150 Laktationstagen» beschreibt den prozentualen Anteil der Kühe, die aufgrund von Erkrankungen und Unfällen während der ersten 150 Tage der Laktation starben, euthanasiert oder (not-) geschlachtet wurden (Zwangsmerzungsrate in den zurückliegenden 12 Monaten). In Lehrbüchern der Bestandesmedizin wird als Ziel eine Zwangsmerzungsrate von weniger als 20 % der Kühe des Bestandes pro Jahr angegeben. Bei den über 300 Betrieben, die besucht wurden, lag der Wert im Durchschnitt bei sehr tiefen 4%.

Der Parameter «Kühe mit Veränderungen an den Sprunggelenken» erfasst den Liegekomfort der Tiere im Stall. Im Hinblick auf die Tiergesundheit gelten hochgradige Integumentschäden an einem oder beiden Tarsalgelenken als problematisch, da dies sichtbare Anzeichen einer Überforderung der Anpassungsfähigkeit eines Tieres sind. Sie weisen darauf hin, dass die Kühe durch die Stalleinrichtung wiederholt in ihren natürlichen Bewegungsabläufen behindert werden und die Liegeflächen nicht optimal gestaltet sind. Der optimale Anteil liegt bei 10%. Die Auswertungen haben gezeigt, dass der Anteil an Kühen mit haarlosen Stellen > 2 cm Durchmesser häufig zu hoch war. Viel weniger häufig waren Umfangsvermehrungen am Tarsalgelenk, die möglichst bei keiner Kuh auftreten sollten.

Im Zusammenhang mit der StAR-Initiative zur Reduktion des Antibiotikaeinsatzes in der Veterinärmedizin stehen Bemühungen im Vordergrund, den prophylaktischen Einsatz von Trockenstellern möglichst stark zu reduzieren und ausschliesslich Kühe mit bestehenden subakuten oder chronischen Euterentzündungen beim Trockenstellen intramammär antibiotisch zu behandeln („selektives Trockenstellen“). Der Anteil Kühe, welche beim Galtstellen mit Langzeit-Antibiotika („Trockenstellern“) behandelt wurden, variierte bei den Betrieben im Basis-Gesundheitsprogramm sehr stark. Es zeigte sich jedoch auch, dass mehr als die Hälfte der Betriebe bereits mit selektivem Trockenstellen arbeitete.

Der Erfolg der Kälberaufzucht lässt sich durch die Höhe der täglichen Zunahmen der Kälber während der Milchtränkeperiode einschätzen. Es ist das Ziel einer erfolgreichen Kälberaufzucht, dass mehr als 75 % der lebend geborenen Kälber während der Milchtränkeperiode tägliche Zunahmen von > 750 g erreichen. Hier zeigten die Ergebnisse eine grosse Streuung. Beachtet werden muss, dass beim Besuch häufig nur einzelne Kälber oder gar keine Kälber auf dem Betrieb waren. Es wäre sinnvoller, wenn die Tageszunahmen der Kälber über das ganze Jahr erhoben würden.

Ein weiterer Parameter, welcher im Rahmen der Checkliste erfasst wurde, ist der Anteil an Kühen, die in den ersten 100 Tagen der Laktation unter 3.0 % Milchprotein aufwiesen. Hierzu müssen Daten aus der Milchleistungsprüfung (MLP) vorliegen, welche jedoch nicht von allen Betrieben durchgeführt wird. Empfohlen wird, dass nicht mehr als 25% der Tiere in den ersten 100 Tagen der Laktation unter 3.0% Milchprotein fallen. In der Mehrzahl der ausgewerteten Betriebe war dieser Anteil an Kühen unter 3.0% Milchprotein zu hoch.

Abschliessend ist zu betonen, dass mit Hilfe dieser Auswertungen keine generellen Aussagen über Schweizer Milchviehbetriebe gemacht werden können. Dafür ist die Zahl der Besuche zu klein, der Besuch selber z.T. nur eine Momentaufnahme (je nach Parameter) und die Diversität der Betriebe zu gross. Der Besuch soll einen groben Überblick über die Tiergesundheit liefern und Anhaltspunkte für Schwachstellen aufzeigen, die dann gemeinsam genauer analysiert werden könnten. Es steht dem Tierhalter frei, diese Punkte mit dem Bestandestierarzt anzupacken und Massnahmen zur Optimierung zu ergreifen.

Die Besuche sollen also nicht in erster Linie der Sammlung von Gesundheitsdaten oder Erstellung von Statistiken dienen, sondern mithelfen, Probleme auf Betrieben früh zu erkennen und sie gemeinsam anzupacken. Die aktuellen Auswertungen können somit lediglich Hinweise auf häufig auftretende Schwachstellen liefern.

Im folgenden Info-Blatt von RGS finden Sie einige Empfehlungen zu einzelnen Parametern, welche auf Grund der Auswertungen aufgefallen sind. Alle weiteren Informationen zum Basis-Gesundheitsprogramm von RGS finden Sie hier Milchvieh | RGS (rgs-ntgs.ch).

 

 

 

Autorin Jessica Bauer RGS

Um mehr zu lesen müssen Sie sich anmelden

© 2024 Rindergesundheit Schweiz RGS Datenschutzerklärung
website by WeServe