Aborte: Q-Fieber (Coxiellose) und Neosporose

Professor Raphaël Guatteo (Oniris, Nantes) präsentierte die Situation in Frankreich im Zusammenhang mit Aborten anhand der Statistiken 2023 des Programms OSCAR (Beobachtung und Überwachung der Ursachen von Aborten bei Wiederkäuern). In 43 % der Abort-Fälle bei Rindern, bei denen eine Ursache festgestellt werden konnte, war der häufigste infektiöse Erreger Neospora caninum, gefolgt von Coxiella burnetii (Q-Fieber) und dem BVD-Virus.

Q-Fieber: Feldstudien zum klinischen Einfluss des Q-Fiebers zeigen, dass Abortrisiken insbesondere bei kleinen Wiederkäuern auftreten, wobei Ziegen besonders empfindlich sind. Bei Rindern treten Aborte eher sporadisch auf, können jedoch in allen Trächtigkeitsstadien geschehen. Darüber hinaus besteht ein erhöhtes Risiko für Nachgeburtsverhaltungen, vermehrte Fruchtbarkeitsstörungen wie geringere Besamungserfolge, wiederholte Brunst, verspätete Rückkehr in die Brunst, embryonale Mortalität sowie die Geburt von schwachen, lebensschwachen Kälbern. Auch ein Zusammenhang mit Metritis/Endometritis und Totgeburten wird vermutet.

Neben den reproduktiven Symptomen gibt es Hinweise auf Auswirkungen auf die Eutergesundheit – bei gleichzeitigen Vorkommen von Aborten und einem Anstieg subklinischer Mastitiden sollte man an Q-Fieber denken. Da der Erreger aerogen übertragen wird, erscheint auch eine Beteiligung an Atemwegserkrankungen wie beim Menschen möglich – bislang fehlen jedoch belastbare Studien dazu.

Diagnose Q-Fieber: Es ist entscheidend, ob man eine Serie von Aborten aufklären oder Fruchtbarkeitsprobleme untersuchen möchte – die eingesetzten Tests unterscheiden sich je nach Fragestellung.

Bei Aborten sollte bevorzugt eine PCR durchgeführt werden – entweder am Abortus (Mageninhalt), am Mutterkuchen oder an einem endozervikalen Abstrich der betroffenen Kuh. Wichtig: Die Ausscheidung von Coxiella burnetii nimmt rasch nach der Geburt oder dem Abort ab, daher sollte die PCR innerhalb der ersten 8 Tage post partum erfolgen. Zur Bestätigung empfiehlt sich zusätzlich ein ELISA auf Serumproben von epidemiologisch relevanten Kühen (mit Nachgeburtsverhaltung, Endometritis, Abort > 8 Tage oder Fruchtbarkeitsstörungen).

Bei Fruchtbarkeitsproblemen kann eine PCR aus dem Tankmilch kombiniert mit ELISA auf 5 Erstlaktierende und 5 Mehrlaktierende helfen, einen Zusammenhang mit dem Q-Fieber herzustellen oder auszuschließen.

Weitere Informationen: https://www.comitefievreq.com/


Neosporose: Neospora caninum ist die häufigste infektiöse Ursache für Aborte. Der Einzeller wird über Hundekot (auch Kojoten, jedoch nicht über Füchse) übertragen – dies ist die sogenannte horizontale Übertragung, die vor allem im letzten Trächtigkeitsdrittel zu Aborten mit hoher Herdenprävalenz führt.

Ein weiterer Übertragungsweg ist die vertikale Übertragung, bei der die Kuh während der Trächtigkeit infiziert wird und der Fötus bereits im Mutterleib angesteckt wird. In diesem Fall bleibt die Prävalenz in der Herde eher niedrig.

Beide Übertragungsarten können parallel vorkommen und sind für die Bekämpfungsstrategie entscheidend. Eine in utero infizierte Kuh gibt den Erreger fast sicher an ihre Nachkommen weiter und sollte ausgemerzt werden. Hingegen ist das Risiko einer Weitergabe bei horizontal infizierten Kühen gering.

Eine Herdenuntersuchung mit zeitversetzter Serologie (nach 3–6 Monaten erneut) ermöglicht es, potenziell vertikal infizierte Tiere zu erkennen und auszumustern.

Kühe mit dauerhaft hoher Antikörperkonzentration sind Kandidatinnen für die Ausmerzung. Bei Tieren mit niedrigeren und schwankenden Werten (seronegativ bei Kontrollmessung = Serokonversion) ist der Verbleib im Bestand möglich. Eine Serologie beim neugeborenen Kalb vor Kolostrumaufnahme kann Hinweise auf eine in utero-Infektion geben – in der Praxis jedoch schwer umsetzbar. Alternativ kann man alle Kälber im Alter von 6 Monaten testen. Serologische Tests bei Kälbern unter 6 Monaten sind nicht aussagekräftig, da Antikörper über das Kolostrum aufgenommen werden können.


Situation in der Schweiz:

Frau Prof. Nicole Borel (Veterinärmedizinische Fakultät, Zürich) schilderte die Lage in der Schweiz: Jährlich entstehen wirtschaftliche Verluste von 22 bis 45 Millionen Franken, mit einer Abortrate von 2–4 % bei den Kühen.

Die Aufklärung der Abortursache ist entscheidend. Neben infektiösen Ursachen (Bakterien, Viren, Parasiten, Pilze) gibt es auch nicht-infektiöse wie fetale Fehlbildungen, Nährstoffmängel, Vergiftungen, Hormonstörungen, Stress oder Verletzungen.

Laut Artikel 129 der Tierseuchenverordnung (TSV) müssen Aborte bei Rindern nach dem zweiten Abort innerhalb von vier Monaten hinsichtlich Brucellose, IBR/IPV, BVD und Q-Fieber untersucht und dem Bestandstierarzt gemeldet werden.

Etwa 30 % der Aborte in der Schweiz sind infektiösen Ursprungs. Auch hier sollte eine Kombination aus Serologie, PCR und Histologie zur Absicherung der Diagnose verwendet werden. Einschränkungen ergeben sich oft durch die Finanzierung der Tests und unzureichende Probenqualität.


Den Abschluss des Webinars bildete die Vorstellung eines Praxisfalls zur Neosporose, der die Komplexität des Themas unterstreicht und die zentrale Bedeutung von Biosicherheitsmaßnahmen im Betrieb betont.

 

Autorin: Véronique Schneider RGS

Um mehr zu lesen müssen Sie sich anmelden

© 2025 Rindergesundheit Schweiz RGS Datenschutzerklärung
website by WeServe