Im RGS-Webinar vom August stellten RGS-Mitarbeiter drei Fälle aus der Bestandesberatung vor. Im ersten Fall handelte es sich um einen Milchviehbetrieb mit 20 Kühen, bei dem 8 Kühe innerhalb eines Jahres abortiert hatten. Teja Snedec erläuterte im Vortrag näher, wie in einem solchen Fall vorgegangen werden sollte. Zentral zu Beginn ist es, alle möglichen infektiösen Ursachen auszuschliessen. Die Kosten für die amtliche Abortuntersuchung werden vom kantonalen Veterinäramt übernommen und umfassen beim Rind die Untersuchung auf IBR, BVD, Brucellose und Coxiellose. Je nach Fall macht es Sinn zusätzlich auf weitere in der Schweiz vorkommende Aborterreger, zum Beispiel Neospora oder Leptospiren, zu testen. Auch nicht infektiöse Ursachen wie Spurenelementmangel, Giftpflanzen und Hitzestress sollten in Betracht gezogen werden. Im vorliegenden Fall wurden Coxiellen (PCR/ELISA) nachgewiesen. Bei Coxiellen handelt es sich um ein Bakterium, das auch für den Menschen ansteckend ist und über Zecken oder die Luft übertragen werden kann. Sehr wichtig ist es bei einem Betrieb mit Aborten die Hygienemassnahmen zu verschärfen, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren. Zusätzlich wurde dem Betrieb eine Impfung empfohlen. Seither sind auf dem Betrieb keine Aborte mehr aufgetreten.
Der nächste Fall wurde von Charlotte Waldvogel vorgestellt. Dabei handelte es sich um einen Mutterkuhbetrieb mit 24 Mutterkühen, welcher zusätzliche Kälber zukauft (Ammenkuhhaltung). Die Kälber erkrankten häufig an Atemwegserkrankungen und Nabelerkrankungen, sowie zeitweise an schwerem Durchfall. Zusätzlich traten bei den Mutterkühen gehäuft Lungenentzündungen und akute Viertel auf. Sind verschiedene Kälbererkrankungen auf einem Betrieb gehäuft vorhanden, ist es wichtig die Kolostrumversorgung zu überprüfen. Zusätzlich kann unter anderem auch die Wasserqualität beim Auftreten von verschiedenen Erkrankungen bei Kuh und Kalb eine Rolle spielen. Während bei Gemeindewasser in der Regel (ausser wenn die Leitungen sehr alt sind) von einer guten Qualität auszugehen ist, sollte die Qualität von Quellwasser einmal pro Jahr überprüft werden. Im vorliegenden Fall war das Trinkwasser stark verunreinigt und führte so vermutlich zu einer Beeinträchtigung des Immunsystems. Weiter war unter anderem die Hygiene im Abkalbestall mangelhaft und die zugekauften Kälber wurden zu den Galtkühen und Frischkalbinnen eingestallt, wodurch die Galtkühe angesaugt werden konnten und die Kolostrumqualität stark beeinträchtigt war. Auf dem Betrieb wurde eine Schockreinigung mit 0.5 % Peressigsäure durchgeführt und ein Dosatron zur Wasserstabilisierung installiert. Zusätzlich wurde die Hygiene in der Abkalbebox verbessert und die Abtrennung der Galtkühe sichergestellt. Die Tiergesundheit verbesserte sich danach deutlich. Wieviel das verunreinigte Trinkwasser zum Bestandesproblem beigetragen hatte, bleibt unklar. Oft sind mehrere Faktoren für ein Bestandesproblem verantwortlich und mehrere Massnahmen sind nötig, um die Tiergesundheit zu verbessern.
Im dritten Vortrag wurde von Jessica Bauer, die häufig an den RGS gestellte Frage, was Giardien für eine Bedeutung im Kälberstall haben, aufgegriffen. Bei den Giardien handelt es sich um einen weitverbreiteten Dünndarmparasit, der überall in der Umwelt vorhanden ist und dessen Bedeutung bei Darmerkrankungen nach wie vor unklar ist. Auch bei gesunden Kälbern können teilweise Giardien im Kot nachgewiesen werden. Deshalb bedeutet der Nachweis des Erregers nicht zwingend, dass dieser bei einem Kalb mit Durchfall für die Erkrankung verantwortlich ist. Mit einer gewissen Menge an Giardien arrangiert sich das Kalb. Problematisch wird es, wenn sich die Giardien aufgrund eines geschwächten Immunsystems übermässig vermehren können. Eine medikamentöse Behandlung macht nur bei einem hochgradigen Befall Sinn, da diese eine Reinfektion nicht verhindert und deshalb oft keine Besserung bringt. Zentraler ist es, das Immunsystem der Kälber zu stärken, damit die Giardien keine Probleme verursachen können.
Autorin - Christina Widmer RGS
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