Rückblick
RGS-Webinar im Januar:  Mycoplasma bovis – Zeit zum Handeln!

Das RGS-Webinar „Mycoplasma bovis – Zeit zum Handeln!“ im Januar brachte führende ExpertInnen und PraktikerInnen zusammen, um die drängenden Herausforderungen durch Mycoplasma bovis in der Rinderhaltung zu beleuchten. Diskutiert wurden aktuelle Erkenntnisse zu Verbreitung, Diagnostik und Strategien zur Eindämmung dieses hochresistenten und wirtschaftlich bedeutsamen Erregers.

Martin Kaske – Rindergesundheit Schweiz, Zollikofen BE
«Mycoplasma Bovis Hintergrund und Perspektiven»

Martin Kaske beleuchtete die vielschichtigen Herausforderungen, die mit Infektionen durch Mycoplasma bovis einhergehen. Der Erreger ist verantwortlich für verschiedene Erkrankungen wie z.B. enzootische Bronchopneumonie („Kälbergrippe“), Mastitis und Arthritis. Besonders kritisch ist die Tatsache, dass der hochansteckende und komplexe Erreger aufgrund seiner fehlenden Zellwand resistent gegen eine Vielzahl von Antibiotika ist. Dies erschwert nicht nur die Behandlung, sondern kann auch zu einem Anstieg chronischer Infektionen führen. Durch das Aufzeigen der jährlichen wirtschaftlichen Verluste von rund 30 Millionen Schweizer Franken, allein in der Schweiz, verdeutlichte Martin Kaske, wie gravierend die Auswirkungen von M. bovis auf die Rinderhaltung sind. Neben einer effektiven Diagnostik betonte er die Dringlichkeit umfassender Massnahmen wie z.B. ein nationales Kontrollprogramm. Das von RGS entwickelte Kontrollprogramm MYCO│NTROL zielt darauf ab, die Prävalenz von M. bovis in der Schweiz innerhalb von zehn Jahren von 40 % auf unter 4 % zu senken und den Antibiotikaeinsatz um 90 % zu reduzieren. Im Rahmen einer Vorstudie im Kanton Bern sollen Tankmilchproben untersucht werden, um infizierte Betriebe zu identifizieren. Anschliessend werden gezielte Massnahmen wie z.B. selektive Schlachtung, Kälberimpfung und verbesserte Hygieneprotokolle umgesetzt. Langfristig sollen „Myco-freie“ Betriebe regelmässig überwacht und durch finanzielle Anreize gefördert werden. Moderne Technologien wie ELISA-Diagnosetests und eine ab 2025 verfügbare Lebendvakzine sollen das Programm unterstützen. Der Erfolg erfordert die enge Zusammenarbeit von Landwirtschaft, Tierärzteschaft, Wissenschaft und der Branche.

Weitere Informationen finden Sie unter: MYCO|NTROL | RGS

Othmar Vollenweider – Swiss Beef, Oberrüti AG
«Kälbergrippe bekämpfen – was kann der Mäster tun?»

Othmar Vollenweider, ein erfahrener Landwirt und Vorstandsmitglied von Swiss Beef, teilte praxisorientierte Strategien zur Bekämpfung der Kälbergrippe. In seinem Betrieb wird besonders darauf geachtet, dass nur gesunde und vitale Kälber eingestallt werden. Eine Einstallungsuntersuchung ist dabei unerlässlich. Nach der Aufstallung werden die Kälber in den ersten acht Tagen meist mit Primadox behandelt und anschliessend geimpft, um die Abwehrkräfte zu stärken. Hygienemassnahmen, sowie die Sicherstellung einer guten Luftqualität und trockener Einstreu, spielen eine zentrale Rolle. Auch die Fütterung mit einer betriebseigenen Mischung wird gezielt an die Bedürfnisse der Jungtiere angepasst und durch eine frühzeitige Kraftfuttergabe ergänzt. Zusätzlich wird Pflanzenkohle zur Verfügung gestellt, um Kälberdurchfall entgegenzuwirken. Neben diesen präventiven Massnahmen hebt Vollenweider hervor, wie wichtig eine regelmässige Erfolgskontrolle und ein Antibiotikamonitoring sind, um die Gesundheit der Tiere nachhaltig zu sichern.

Julia Ruf-Ritz – Viehdoktor Zürcher Unterland AG, Hüntwangen ZH
«Systematische Untersuchungen auf Mycoplasma Bovis: erste Erfahrungen»

Julia Ruf-Ritz, Tierärztin und Praxisinhaberin, stellte erste Ergebnisse systematischer Untersuchungen auf Mycoplasma bovis vor. Sie hob hervor, wie wichtig wiederholte Tests der Tankmilch, wie z.B. mit dem sensitiven ID-Vet ELISA, sind für eine verlässliche Einschätzung des Infektionsstatus. In einem detaillierten Betriebsbeispiel mit 30-40 Red Holstein Kühen schilderte die Tierärztin, wie es durch gezielte Beprobungen über 1 ½ Jahre gelang, den Anteil seropositiver Tiere in einem Problembetrieb deutlich zu reduzieren. Dabei wurde nicht nur der Gesundheitsstatus einzelner Tiere verbessert, sondern auch die Biosicherheit auf Betriebsebene gestärkt. Julia Ruf-Ritz betonte, dass diese systematischen Ansätze nicht nur für die Kontrolle des Erregers, sondern auch für die langfristige Leistungsfähigkeit der Herde entscheidend sind. Ihre Erfahrungen zeigen, dass der Erfolg solcher Massnahmen massgeblich von der konsequenten Umsetzung und der Bereitschaft zur kontinuierlichen Überwachung abhängig sind.

Mark Holsteg – Rindergesundheit Deutschland
«Mycoplasma bovis – Vorkommen und Sanierung von Mastitiden in Milchviehbeständen in NRW»

Mark Holsteg präsentierte umfassende Strategien zur Sanierung von Milchviehbeständen mit Mastitisproblemen im Zusammenhang mit Mycoplasma bovis. In eindrucksvollen Betriebsbeispielen verdeutlichte er die Komplexität des Erregers und die notwendigen Massnahmen zur Eindämmung. Besonders hervorzuheben ist die konsequente Umsetzung der Hygienemassnahmen wie z.B. die strikte Trennung infizierter Tiere, die Verwendung von Einwegkleidung und die Optimierung der Melkhygiene. Holsteg betonte, dass die Betriebsgrösse ein wesentlicher Risikofaktor ist: Je grösser der Bestand, desto höher das Risiko einer schnellen Durchseuchung. In einem Fallbeispiel mit 690 Kühen konnte durch gezielte Diagnostik und ein Langzeit-Hygienekonzept die Neuinfektionsrate auf null gesenkt werden. Trotz erfolgreicher Sanierung bleibt der Erreger oft in den Atemwegen nachweisbar, weshalb langfristige Überwachungsprogramme essenziell sind. Seine praxisorientierten Ansätze verdeutlichten, dass frühe Diagnostik und ein an die Betriebsstruktur angepasstes Hygienekonzept zentrale Erfolgsfaktoren sind.

Fazit

Das Webinar verdeutlichte die Komplexität der Bekämpfung von Mycoplasma bovis. Ein erfolgreiches Management erfordert eine Kombination aus Diagnostik, Biosicherheit, Impfstrategien und konsequenter Umsetzung. Programme wie MYCO│NTROL zeigen, dass durch innovative Ansätze und Zusammenarbeit die wirtschaftlichen und gesundheitlichen Risiken erheblich reduziert werden können.

 

Autorin: Josie Siegel RGS

 

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