Rückblick auf unser Webinar im Juli «Spurenelemente - wie wichtig sind sie wirklich?»

Richard Eicher, Tierarzt bei Biokema, eröffnete die abendliche Vortragsreihe. Spurenelemente können nicht vom Tier selbst hergestellt werden und müssen daher in kleinen Mengen (Spuren) mit dem Futter täglich aufgenommen werden. Sehr viele Stoffwechselfunktionen im Körper sind abhängig von Spurenelementen. Wichtige Spurenelemente für die Wiederkäuer sind insbesondere Selen, Iod, Kupfer, Zink, Cobalt, Mangan und Eisen (v.a. beim Kalb). Je nach Spurenelement können bei einem Mangel unterschiedliche Symptome auftreten. Falls Verdacht auf einen Mangel besteht, sollte die Versorgungslage der Herde überprüft werden. Geeignet hierfür sind Rationsberechnungen (chemische Futtermittel-Analysen) oder Blutuntersuchungen (Entnahme von mind. fünf, nicht-gepoolten Proben von klinisch gesunden, repräsentativen Tieren, welche sich nicht um den Geburtszeitpunkt befinden). Haaranalysen sind sehr fehleranfällig und eignen sich gemäss diversen Studien nicht, da keine klare Korrelation zu den Werten im Blut nachgewiesen werden konnte. Kritische Phasen, in denen häufig Unterversorgungen mit Spurenelementen vorliegen, sind die Galtperiode, Alpung oder lange Weidehaltung (Gras deckt den Bedarf nicht) sowie Phasen mit Stress (z.B. Hitzestress). Das Anbieten von Leckschalen eignet sich nicht für eine sichere Bedarfsdeckung, da sich die Aufnahme von Tier zu Tier stark unterscheidet. Optimal versorgt sind Tiere durch Mineral-Futtermittel, welche in gleichmässigen Tagesdosen in der Ration gegeben werden können (Dosierung beachten). Langzeitboli mit nachgewiesener Wirkdauer sind zur Überbrückung gewisser Zeiträume geeignet (z.B. Weidehaltung), können jedoch eine tägliche Verabreichung von Spurenelementen nicht gleichwertig ersetzen.

Nächster Referent war Markus Burkard, Agronom bei Multiforsa. Die Versorgungsempfehlungen unterscheiden sich je nach Altersklasse, Nutzungsrichtung (Milch- vs. Mutterkuh), Milchleistung und Laktationsstadium (Laktation- vs. Galtphase). Mehr heisst grundsätzlich nicht besser, denn auch eine Überversorgung kann zu Problemen führen. Unterschiedliche Faktoren sind für einen Spurenelementmangel verantwortlich. Dieser kann durch eine verminderte Aufnahme (reduzierte Futteraufnahme, reduzierter Gehalt im Futter), verminderte Absorption im Pansen (u. a. durch Wechselwirkungen oder gestörte Pansenfunktion) oder einen erhöhten Bedarf (bei Krankheiten, Stress, Parasitenbefall) bedingt sein. Der Spurenelementgehalt verschiedener Futtermittel wird beeinflusst von der Art des Futtermittels, der Konservierungsform, Saison und dem Nutzungsstadium. Grassilage enthält tendenziell mehr Spurenelemente als Grünfutter und Dürrfutter. Je älter die Pflanze, desto geringer die Spurenelementgehalte. Wichtig ist zu beachten, dass mit Erde verunreinigtes Futter in einer Analyse hohe Spurenelementgehalte aufweisen kann, die Spurenelemente den Tieren jedoch nicht zur Verfügung stehen. Die Selen- und Cobaltgehalte sind in den meisten Futtermitteln sehr tief. Eisen muss ausser beim Kalb nicht supplementiert werden.

Allgemeine Faustregel Mineralfuttermenge:

Für eine optimale Versorgungslage gilt, dass zuerst durch Analysen die Spurenelementgehalte in der Ration bestimmt werden und dann die Ration mit einem passenden Mineralfuttermittel ergänzt wird.

Als dritter und letzter Referent stellte Remo Wyss, Tierarzt und Agronom vom Vetteam Willisau, die Sicht aus der Praxis dar. Um eine optimale Spurenelementversorgung zu gewährleisten, müssen nicht nur die Futtermittel analysiert werden, sondern auch der TS-Verzehr bestimmt werden, da dieser massgeblich die Versorgungslage beeinflusst. Der TS-Verzehr wird vom Futterangebot, Wasserangebot, der Futterqualität sowie Leistung und Temperatur beeinflusst. Der Verzehr kann durch Stoffwechselerkrankungen, Pansen-Übersäuerungen, Futterumstellungen, Haltungsfehler, falsche Fütterungstechnik und verschiedene Erkrankungen reduziert sein. Die Verwertung der Spurenelemente wird durch Pansen-Übersäuerungen, Verdauungsstörungen (z.B. Durchfall), Gegenspieler (z.B. Eisen) und Toxinbinder gestört. Vieles muss also auf dem Betrieb beachtet werden, damit die Tiere optimal versorgt sind. Mit mehreren Praxisbeispielen zeigte Remo Wyss, dass ein Spurenelementmangel einen Einfluss auf die Tiergesundheit haben kann, jedoch nur ein wichtiges Puzzleteil vieler bei der Aufarbeitung eines Bestandesproblems ist. Mit diesem interessanten Beitrag wurde der Vortragsabend abgerundet.

Wir bedanken uns bei den drei Referenten und allen Zuhörenden für den spannenden Vortragsabend.

 

Autorin: Christina Widmer RGS

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