Rückblick auf unser Webinar im September: Kälberflechte - viel mehr als ein Schönheitsfehler!

Im Zentrum des September-Webinars stand das Thema Kälberflechte. Der Vortragsabend wurde von Martin Kaske, Mitarbeiter RGS, mit einem einleitenden Referat eröffnet. Ursache der Kälberflechte sind Pilze. Typische Krankheitssymptome stellen rundliche, scharf abgegrenzte Hautveränderungen mit Haarausfall und später schuppig-krustigen, hellgrauen Belägen vorwiegend im Kopfbereich bei Kälbern und Jungrindern dar. Die Ansteckung erfolgt von Tier zu Tier oder über kontaminierte Materialien im Stall (z.B. Kratzbürsten). Die Veränderungen sollten nicht mit Schönheitsfehlern gleichgesetzt werden, denn diese stören die Tiere, führen zu Wachstumsrückständen, wirtschaftlichen Einbussen (Abzüge am Schlachthof) und sind auch auf den Menschen übertragbar. Die Kälberflechte ist eine Faktorenkrankheit. Dies heisst der Erreger ist auf vielen Betrieben vorhanden, führt aber nicht zwingend, sondern nur beim Vorhandensein von Risikofaktoren, zu Erkrankungen. Wichtige Risikofaktoren sind die Stallhaltung, feucht-warmes Klima und eine hohe Belegungsdichte. Imaverol® ist das einzige zugelassene Arzneimittel beim Rind gegen Flechte und wird mittels wiederholter lokaler Waschbehandlung angewendet. Eine Einzeltierbehandlung verkürzt die Heilungsdauer, vermeidet Komplikationen und reduziert die Ansteckung.  Wichtig ist es neben der Behandlung am Tier, den Infektionsdruck in der Umgebung zu reduzieren. Wirksame Desinfektionsmittel gegen Pilze sind auf der deutschen Arzneimittelliste (www.desinfektion-dvg.de) aufgeführt. Eine weitere Möglichkeit zur Reduktion des Infektionsdruckes besteht im Abflammen der Umgebung oder in der Aufhängung von UV-C-Lampen. Zusätzlich ist aktuell eine Impfung (Totvakzine) in der Schweiz zugelassen, welche zu einer verkürzten Krankheitsdauer und besserem Krankheitsschutz führt. Die Impfung sollte möglichst vorbeugend beim jungen Kalb angewendet werden. Diese unterstützt, stellt aber keine alleinige Lösung bei einem Bestandesproblem dar. Grundsätzlich gilt – Vorbeugen ist besser als Behandeln. Zentral ist es die Haltungsbedingungen zu verbessern mit genügend Platz (> 3 m2 pro Tier), gutem Luftaustausch (in Warmställen möglichst Zwangslüftung), viel Licht, möglichst kleinen Gruppen und viel Einstreu. Zusätzlich sind die Fütterungsbedingungen zentral. Eine intensive Fütterung und gute Versorgung mit Vitaminen stärken das Immunsystem des Kalbes und verbessern die Immunabwehr.

Im zweiten Vortrag teilte Markus Stucki, Agrotechniker von Melior, seine Erfahrung mit der UV-C-Lampe auf Betrieben mit Kälberflechte mit. Diese sollte 2 bis 2.5 Meter über dem Liegebereich installiert werden. Eine Lampe reicht für 15 – 25 m2 Liegefläche. Eine Betriebszeit von 4 bis 6 Stunden in der Nacht wird empfohlen. Wichtig ist es die Lampen regelmässig trocken mit einem Staubtuch und ab und an feucht zu reinigen (gegen Fliegenkot), denn bereits eine dünne Staubschicht macht die Lampe unwirksam. Die UV-C-Lampen haben eine Lebensdauer von ca. 3.5 Jahren bei einer täglichen Laufzeit von 6 Stunden. Danach leuchten die Lampen zwar noch, setzen aber keine UV-C-Strahlung mehr frei. Die Lampe sollte nur in der Nacht eingeschaltet werden, da die Strahlung für die Haut des Menschen schädlich sein kann. Beim Kalb sind keine Nebenwirkungen bekannt. Eine Ausnahme stellt das Auftreten von Sonnenbränden dar, wenn die Haare über dem Rücken sehr kurz geschoren sind.

Im letzten Beitrag stellte Julia Ruf, Tierärztin und Praxisinhaberin, ihre Erfahrungen mit Kälberflechte aus der Praxis vor. Kälberflechte kommt in Mastgruppen (inkl. Weidebeef), Aufzuchtbetrieben, in der Ammenkuhhaltung und sporadisch in Milchviehherden vor. Diese tritt vorwiegend im Winterhalbjahr auf. Julia Ruf zeigte anhand von drei Fallbeispielen die Bedeutung von Kälberflechte in ihrem Praxisgebiet. Zusammengefasst gesagt wird in ihrer Praxis oft auf eine Einzeltierbehandlung verzichtet und die Impfung als Unterstützung eingesetzt. Primär liegt der Fokus jedoch auf der Ursachenbekämpfung insbesondere der Biosicherheit, dem Stallklima, der Belegungsdichte und der Fütterung inklusiv der Kolostrum- und Mineralstoffversorgung.

Wir danken den drei Referenten für den spannenden Vortragsabend.

 

Autorin: Christina Widmer RGS

 

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