Als erste Referentin sprach Dr. Dipl.-Ing. agr. ETH Anet Spengler vom FiBL über die passende Genetik für den eigenen Betrieb. Beim Rind ist die arttypische Lebensweise stark durch die spezialisierten Verdauungs- und Stoffwechselorgane geprägt, die ganz auf die Zelluloseverdauung ausgerichtet sind. Somit sollte man auch mit der Zucht diejenigen Eigenschaften fördern, welche zu der arttypischen Lebensweise der Tiere passen. Viel Kapazität für die Raufutteraufnahme (Platz für die Verdauungsorgane, breite Brust für Herz und Lunge), gute Fressaktivität/Fresseigenschaften, stabile Körperkondition, gute Persistenz, gute Gesundheit und Fruchtbarkeit, mittlere bis gute Bemuskelung, Langlebigkeit und eine gute Milchleistung aus dem Grundfutter sind die anzustrebenden Eigenschaften für eine artgemässe Zucht. Da der Tiertyp zum Betriebsstandort passen soll, kann man mit Hilfe des ‘‘Einschätzungsbogen zur standortgerechten Milchviehzucht‘‘ (www.bioaktuell.ch) überprüfen, ob die eigene Herde zum Betrieb passt.
Im zweiten Teil referierte Prof. Dr. Martin Kaske von RGS / KGD über die Option einer verlängerten Laktation. Gründe, um die freiwillige Wartezeit zu erhöhen, sind die Subfertilität der modernen Hochleistungskuh, das Risiko des Trockenstellens bei noch hoher Milchleistung, der arbeitsintensive Zeitraum um die Abkalbung, die geringere Umweltbelastung bei längerer Laktationsdauer sowie ein Überangebot an Kälbern. Wichtig ist jedoch, dass die Kühe bei verlängerter freiwilliger Wartezeit dochtragend werden und die Kühe eine ökonomisch tragfähige Persistenz zeigen. Dies verdeutlichte er anschaulich an selbst durchgeführten Studien. Bei verlängerten freiwilligen Wartezeiten konnte der Trächtigkeitsindex gesenkt, der Hormoneinsatz reduziert und der Erstbesamungserfolg gesteigert werden. Eine Verlängerung der freiwilligen Wartezeit kann sinnvoll sein für Betriebe, welche auf Milchproduktion spezialisiert sind, welche die asaisonale Abkalbung praktizieren und solche, die eine hohe Herdenleistung , einen hohen Anteil an Erstkalbinnen sowie ein gutes (Fütterungs-)Management haben. Dabei soll jedoch idealerweise die Laktationsdauer tierindividuell festgelegt werden.
Als dritte Referentin präsentierte Angela Steiner ihre Bachelorarbeit über die Erneuerung eines bestehenden Simulationsmodells, mit dessen Hilfe man die wirtschaftliche Bedeutung von Tiergesundheitsstörungen für den eigenen Betrieb evaluieren kann. Das Modell zeigt nicht nur die direkten Kosten, die aufgrund einer Tiergesundheitsstörung entstehen, wie Medikamenten- und Tierarztkosten, sondern auch indirekte Kosten wie beispielsweise die Arbeit des Landwirtes oder der Verlust durch den Milchrückgang. Anhand der Simulation kann abgeschätzt werden, welche Kosten eingespart werden könnten, wenn man das Vorkommen von einzelnen Tiergesundheitsstörungen auf dem eigenen Betrieb reduzieren würde.
- Autor Ivo Zimmermann RGS
Dieses Webinar kann für Mitglieder unter folgendem Link nachgeschaut werden: Betriebsspezifische Optimierung was passt zu meinem Betrieb? Was passt zu mir?