Seminar: Häufigkeit des Kälberdurchfalls reduzieren. Und wie?

Begonnen hat das Seminar von Boehringer Ingelheim mit einem Vortrag von Martin Kaske (RGS/KGD) über Kälberdurchfall als Bestandesproblem. Ob Durchfälle ein Bestandesproblem darstellen oder nicht, ist subjektiv. Häufig wird es von den Landwirten nicht als Problem wahrgenommen. Die Aufzuchtperiode ist von zentraler Bedeutung für die spätere Leistungsfähigkeit. Gegen Betriebsblindheit hilft ein Blick von aussen und der Gebrauch von Kennzahlen und Checklisten. Im Rahmen des Betriebsbesuches soll der Tierarzt den Landwirt motivieren Informationen wie z.B. Kälbergewichte oder Krankheitsfälle und andere Besonderheiten schriftlich festzuhalten. Beim Vorliegen eines Bestandesproblems sollte mithilfe von weiterführender Diagnostik nach der Durchfallursache gesucht werden. Mitberücksichtigt werden muss das altersspezifische Auftreten der Erreger. Die Mehrzahl der Erreger ist ubiquitär vorhanden. Der Fokus liegt darauf, ein Milieu zu schaffen, in dem die vorhandenen Erreger keine Probleme verursachen. Von zentraler Bedeutung sind die Verbesserung der Immunität, z.B. durch eine adäquate Kolostrumversorgung, eine Muttertiervakzination sowie allgemein die Senkung des Infektionsdrucks. Wichtig bei der Kolostrumaufnahme ist auch die Hygiene. Bei einem hohen Anfangskeimgehalt werden die Antikörper schlechter aufgenommen. Anhand der KGD- Checklisten (zu finden auf der Website von Rindergesundheit Schweiz) können die wichtigsten Parameter überprüft und Risikofaktoren erkannt werden, um die Kälbergesundheit zu verbessern.

In einem zweiten Beitrag ging Andre Hüting, Nutztierpraktiker aus Deutschland und Mitgründer der Beratungsorganisation Kuhblick GmbH, näher auf das Kälbermanagement ein. Die Kälbergesundheit beginnt bereits im Galtkuhbereich, weswegen dieser ebenfalls bei jedem Betriebsbesuch näher angeschaut werden muss. Ein besonderes Augenmerk gilt es auf die Fütterung, die Haltung und den BCS der Galtkühe zu legen. Eine Muttertiervakzination in Kombination mit dem Trockenstellen hat sich bewährt. Rund um die Abkalbung ist es wichtig, sowohl die Kolostrumqualität als auch die Kolostrumversorgung des Kalbes zu überprüfen. Auf Roboterbetrieben stellt er fest, dass bei der Gewinnung des Kolostrums über den Roboter, der Keimgehalt in der Kolostralmilch häufig zu hoch ist. Bei den Kälbern muss der Fokus auf die Beurteilung des Tränkesystems, der Wasserqualität und des Futters gelegt werden. Fütterungsbedingte Durchfälle sind ebenfalls häufig, z.B. wenn die Zusammensetzung der Milch schwankt und sich immer wieder ändert. Deshalb empfiehlt er die frühe Umstellung auf einen Milchaustauscher. Umstellungen der Fütterung müssen langsam erfolgen.  Die Kombination von Enthornung, Umstellung der Fütterung und Umstallung ist zu vermeiden, da auch Stress Durchfall auslösen kann. Das Haltungssystem muss immer auch aus Kälberperspektive angeschaut werden. Um die Kälberhaltung als Ganzes beurteilen zu können, ist das regelmässige Aufzeichnen der Kälbergewichte von Vorteil.

Der letzte Vortrag wurde von Tatjana Andres von Boehringer Ingelheim gehalten. Durchfall ist eine wichtige Ursache für Kälberverluste. Verschiedene Firmen bieten Mutterschutzimpfstoffe an. Die Kälber nehmen die Antikörper mit dem Kolostrum auf und sind besser geschützt gegen einige Durchfallerreger. Geimpft wird in der Schweiz nur ein Bruchteil der Kühe. T. Andres empfiehlt, vor einer Impfung mithilfe einer Sammelkotprobe die Durchfallerreger inklusive Serovar bestimmen zu lassen. Der von Boehringer Ingelheim vertriebene Impfstoff ist ein inaktivierter Mutterschutzimpfstoff gegen Rota- und Coronaviren, sowie E. coli F5 (K99) und er wird einmalig in der Galtzeit verabreicht. Essenziell für einen guten Impfschutz ist eine frühzeitige Kolostrumaufnahme. Der Impfstoff senkt bei adäquater Kolostrumversorgung den Infektionsdruck und die Anzahl erkrankter Kälber.

 

- Autorin Christina Widmer RGS

 

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