Prognostischer Wert der antepartalen alkalischen Phosphatase, des gesamten und ionisierten Kalziums und der Netto-Säure-/Basenausscheidung zur Vorhersage einer peripartalen Hypokalzämie bei Kühen

Hypokalzämie ist ein häufiges Problem bei Milchkühen, das auftritt, wenn der erhöhte Kalziumbedarf nach der Kalbung nicht schnell genug ausgeglichen wird. Da pro Liter Kolostrum 1.8-2.5 g Kalzium benötigt werden, ist eine schnelle Umstellung des Kalziumhaushalts notwendig, die die homöostatischen Regelmechanismen insbesondere bei Hochleistungskühen überfordern kann. Somit kann es zu subklinischen oder klinischen Gebärparesen kommen. Um schwerwiegende Folgeschäden an Muskulatur und Skelett zu vermeiden, erfolgt die peripartale  Behandlung in der Regel durch systemische Kalziumgaben oder orale Kalziumpräparate.  

Die Wahl der optimalen prophylaktischen Massnahmen hängt von der Prävalenz, dem Management und den Fütterungsbedingungen der Herde ab. In kleinen und mittelgrossen Milchviehbetrieben ist es oft nicht praktikabel, Kühe mit ähnlichem Laktationsstadium in Gruppen zusammenzufassen. Dadurch werden gruppenbasierte Massnahmen, wie kalziumarme Rationen oder anionische Salze zur Vorbeugung von Hypokalzämie erschwert. Stattdessen wird auf Einzeltierebene häufig eine Vitamin-D₃-Injektion verabreicht, dessen genereller Einsatz jedoch nicht mehr empfohlen wird.  Da individuelle Prophylaxemassnahmen oft mit erheblichem Kosten- und Arbeitsaufwand verbunden sind, wäre eine gezielte Risikoabschätzung einzelner Kühe äusserst vorteilhaft. Sie könnte eine massgeschneiderte Prävention ermöglichen und so sowohl den gesundheitlichen Zustand der Tiere als auch die betriebliche Effizienz verbessern.

Derzeit gibt es jedoch keine Merkmale mit ausreichendem Vorhersagewert, um das Hypokalzämierisiko bereits in der Trockenstehzeit zuverlässig zu bestimmen. Tiere mit erhöhtem Risiko können zwar anhand von Alter, Milchleistung, Behandlungshistorie und Fütterungsmanagement eingeschätzt werden, eine genauere Vorhersage ist jedoch noch nicht möglich.

zwei Wochen vor der Geburt eine zuverlässige Methode zur Identifizierung von Kühen mit erhöhtem Risiko für eine postpartale Hypokalzämie darstellt.

Dafür wurde eine Studie in zwei Teilen mit identischen Methoden in verschiedenen österreichischen Betrieben durchgeführt:

In beiden Teilen wurden von jeder Kuh Serum- und Urinproben zwei Wochen vor dem errechneten Abkalbedatum und am Tag der Kalbung entnommen.

Tabelle 1: Kuhcharakteristika und Gesamtserum-Ca antepartum und postpartum

HF, Holstein-Friesian; SIM, Simmental; Mediane, Max/Min in Klammern

In den Betrieben mit einer hohen Hypokalzämie-Inzidenz zeigten sich hohe Vorhersagewerte für die antepartalen Parameter ALP und Ca-Konzentration, die jedoch in den zufällig ausgewählten Herden (Teil B) nicht wiederholt werden konnten.

Ein wichtiger Unterschied zwischen den beiden Teilen der Studie war die Auswahl der Herden. In Teil A wurden Herden ausgesucht, in denen die Hyokalzämie-Inzidenz sehr hoch war. Die Anwendbarkeit der Vorhersagewerte konnte jedoch in Teil B mit zufällig ausgesuchten Herden nicht bestätigt werden. Die untersuchten Werte wiesen lediglich einen schwachen bis mässigen Zusammenhang mit dem Erkrankungsrisiko auf, und kein Merkmal konnte als zuverlässiger Indikator identifiziert werden.

Arnold B, Khol JL, Wittek T. Prognostic value of antepartum alkaline phosphatase, total and ionized calcium and net acid/base excretion to predict peripartum hypocalcemia in cows. Journal of Dairy Research. 2024;91(3):273-277. doi:10.1017/S0022029924000669

https://www.cambridge.org/core/journals/journal-of-dairy-research/article/prognostic-value-of-antepartum-alkaline-phosphatase-total-and-ionized-calcium-and-net-acidbase-excretion-to-predict-peripartum-hypocalcemia-in-cows/5EBAC1E4123B3E5291770F66F337AA69?utm_campaign=shareaholic&utm_medium=copy_link&utm_source=bookmark

 

Autorin Teja Snedec RGS

 

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