Zusammenfassung Runder Tisch vom 9. März 2023

Das letzte Halbjahr des Ressourcenprojektes Schweizer Kälbergesundheitsdienst wurde von KGD und RGS als Anlass dafür genommen, mit allen wichtigen Vertretern der Branche einen Runden Tisch durchzuführen. Ziel des Anlasses war es, darauf hinzuweisen, dass es weiterhin Problemfelder gibt, die unbedingt angepackt werden müssen. Der Einsatz von allen wichtigen Playern ist gefragt. Es darf nicht sein, dass die wichtige Arbeit des KGD nun nicht gleich intensiv weitergeführt wird. Die Kälbergesundheit ist zentral wichtig für die ganze Branche, da weiterhin grosse Mengen an Antibiotika eingesetzt werden, insbesondere in der Mast. Dies ist für das Image der ganzen Branche schädlich. Die Verantwortung sollte gemeinsam übernommen und die Probleme angepackt werden.

Fredi Siegrist, der Präsident des KGD, eröffnete den Runden Tisch u.a. mit dem Hinweis darauf, dass der KGD viel erarbeitet hat in den letzten Jahren. Die Wege, die zu einer besseren Kälbergesundheit führen, konnten in verschiedenen Projekten aufgezeigt werden. Nur die Umsetzung in der Breite fehlt noch. Der KGD konnte zu wenig verändern.

Kurze Inputreferate führten in das Thema der Tagung ein. Markus Gerber, Präsident von Swissherdbook und Milchproduzent stellte seinen Betrieb vor. Er wies darauf hin, dass auf dem Milchviehbetrieb die Wirtschaftlichkeit im Zentrum steht. Wenn die Milch zu einem guten Preis verkauft werden kann, werden Mastkälber möglichst rasch verkauft. Er stellte auch ein Verstellen der Kälber, bevor sie drei Wochen alt sind, zur Diskussion. Er zeigte die Bereitschaft, über die häufig geforderte Impfung gegen bestimmte Erreger von Atemwegserkrankungen zu sprechen. Es dürfe aber nicht nur von den Züchtern etwas gefordert werden.

Paul Weiss, Vizepräsident des SKMV, stellte seine Situation als Kälbermäster dar. Er kauft seine Kälber nicht mehr über den Handel zu und kann doch nur einen Teil seiner Lieferanten davon überzeugen, die Kälber zu impfen und andere wichtige vorbeugende Massnahmen zu ergreifen (genügende Kolostrumgabe, Selen- und Eisengabe etc.). Er nannte sich «Hoffer», nicht «Visionär». Sein eigenes Produktionssystem ist nachhaltig, die Milchnebenprodukte und die Kälber kommen aus der nahen Region. Seine Wünsche sind, dass die Geburtsbetriebe sensibilisiert werden können, der Antibiotikaverbrauch gesenkt und das Tierwohl verbessert werden kann.

Peter Bosshard vertrat den Viehhandel und führte an, dass dieser bereits einiges angepackt habe in den letzten Jahren. Seine Statements machten klar, dass die Sensibilisierungsphase jetzt abgeschlossen sei und jetzt Taten folgen müssten. «Entweder wir bestimmen selber, wie es weitergeht, oder wir werden bestimmt» war eine Aussage. Er stellte die schwierige Frage nach der Erreichung einer guten Flächendeckung. Es gab viele gute Ansätze in Projekten, aber die breite Flächendeckung wurde nicht erreicht. Der Viehhandel will nicht ein Teil des Problems sein, sondern ein Teil der Lösung.

Im Beitrag von Beat Wüthrich von der Micarna kam klar die Diskrepanz zwischen Kundenwünschen und Kundenverhalten zum Ausdruck. Die Umfrage von Proviande von 2022 zeigt zwar klar auf, dass Tierwohl- und Tiergesundheit höher gewichtet werden, und dass auch das Antibiotikathema wichtiger geworden ist, aber im Laden greift der Kunde oder die Kundin nach dem preiswerten Stück Fleisch. Dieses Verhalten hat sich im Jahr 2022 verstärkt. Hier wäre also klar Kommunikationsbedarf gegenüber den Konsumierenden von Seiten Detailhandel vorhanden, um noch klarer darauf hinzuweisen, was hinter welcher Produktionsart und welchem Label an Tierwohl und Tiergesundheit drinsteckt. Die Konsumierenden wünschen sich mehr Einfluss zu haben und fordern mehr Transparenz.

Abschliessend fasste Martin Kaske, fachlicher Leiter des KGD, in 10 Punkten wichtige Fakten zusammen, die den aktuellen Stand und den Handlungsbedarf im Bereich Kälbergesundheit in der Schweiz klar aufzeigen. Die Präsentation finden Sie hier: Präsentation

Im zweiten Teil, in der von Samuel Kohler (HAFL) moderierten Diskussion, konnten sich alle zu den bestehenden Problemen und den angesprochenen Punkten in den Referaten äussern. Die Impfung wurde immer wieder aufgegriffen. Mästervertreter erwähnten, sie wären bereit hier auch Mehrkosten zu übernehmen, wenn ein Kalb gut auf dem Geburtsbetrieb vorbereitet wird. Auch von der Züchterseite her herrschte eine Offenheit gegenüber der Impfung, aber es wurde auch gemahnt, dass die Probleme nicht nur auf den Geburtsbetrieben gelösten werden können. Weitere Vorschläge gingen von einer Entschädigung für Geburtsbetriebe, die ihre Kälber selber ausmästen, bis zum erneuten Vorschlag, Kälber früher auf Vormastbetriebe zu verstellen, um homogenere Gruppen zu erreichen. Leider zeigen hier Studien aus der Vergangenheit, dass dies auch nicht gut funktioniert.

Immer wieder drehte sich die Diskussion um die Impfung. Nicht alle waren gleicher Meinung, ob diese obligatorisch werden sollte oder Zwang keine Lösung sei. Franz Hagenbuch von Swiss Beef forderte «Druck mit Augenmass», es sei lange genug motiviert worden. Fredi Siegrist, Präsident des KGD merkte an, dass jetzt ein Ruck durch die Branche gehen müsse. Die Errungenschaften des KGD dürfen nicht «versickern», sondern die Arbeit muss weitergeführt und in der Breite umgesetzt werden. Im Rahmen der Diskussion war es nicht möglich, alle Problembereiche ausreichend zu beleuchten. Samuel Kohler fasste zusammen, dass es wichtig ist, die Probleme auf allen Stufen anzugehen. Das Verbesserungspotential soll auf allen Stufen ermittelt werden.


RGS und KGD haben darauf zur Gründung einer Taskforce aufgerufen, damit die wichtigen Themen weiterhin gezielt angepackt werden, nicht nur durch Gesundheitsdienste, sondern gemeinsam mit allen wichtigen Playern der Branche. Zur Verfügung gestellt haben sich Vertreter von ASR, SMP und BO Milch, Bio Suisse, SKMV, SwissBeef, SVV, GST, BLW, SPAR und von KGD und RGS. Ruth Sigerist, Vizepräsidentin des KGD, forderte konkrete Aufgaben für diese Taskforce.
Das Positionspapier des KGD zeigt bereits auf, wo Handlungsbedarf besteht. Ein Konzept soll erstellt werden, um aufzuzeigen, welche dieser Handlungsfelder sofort angegangen werden können und welche erst mittelfristig. Sie legte der Taskforce erneut das Thema der möglichst flächendeckenden Impfung ans Herz, sowie die Mykoplasmenproblematik, welche unbedingt mit einer guten Strategie angegangen werden sollte.

RGS und KGD bedanken sich für die rege und aktive Teilnahme am Runden Tisch und organisieren zeitnah ein erstes Treffen der Taskforce. Auch die anderen Teilnehmer am Runden Tisch sollen in den Prozess miteinbezogen werden, da nur eine breit abgestützte Strategie tatsächlich und nachhaltig zur Problemlösung beitragen kann.

 

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