Farmer’s Corner – 08/2024

Hoftötung oder Tötung im Schlachthof: Unterschiede bei stressanzeigenden Parametern

Anet Spengler Neff¹, Johanna K. Probst¹ und Mechthild Knösel²

¹Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL, 5070 Frick, Schweiz

²Hofgut Rengoldshausen, 88662 Überlingen, Deutschland

https://doi.org/10.34776/afs14-90

 

Publikationsdatum: 7. Juni 2023

Der Transport zum Schlachthof und die Bedingungen vor Ort sind für Nutztiere häufig sehr belastend. Eine Studie des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL) untersuchte den Einfluss der Schlachtmethode auf Stressindikatoren bei Nutztieren. Dabei wurde der Vergleich zwischen Tieren, die entweder im Schlachthof oder direkt auf dem Hof getötet wurden, ins Zentrum gestellt.

Die Ausgangslage der Studie beruht auf Erkenntnissen, dass die Trennung von der Herde, Tiertransporte und die Bedingungen im Schlachthof (wie z.B. die Geräuschkulisse, lange Wartezeiten sowie die fremde Umgebung) häufig mit erheblichem Stress für die Tiere verbunden sind. Um diesen Stress zu minimieren, wird die Tötung der Tiere direkt auf dem Hof als eine mögliche Alternative in Betracht gezogen. Seit 2020 in der Schweiz und 2021 in der EU ist die Hoftötung unter bestimmten Bedingungen erlaubt. Rund hundert Schweizer Betriebe haben die dafür nötige Zulassung bisher eingeholt.

Die Studie, die am Hofgut Rengoldshausen in Deutschland durchgeführt wurde, untersuchte zwei Gruppen von Masttieren im Alter von etwa 760 Tagen: Eine Gruppe wurde im Schlachthof und die andere auf dem Hof getötet. Die Umweltbedingungen vor dem Schlachttag waren für alle Tiere vergleichbar. Kurz vor der Betäubung wurde das Verhalten der Tiere beobachtet und während des Entblutens wurden Blutproben entnommen, um die Konzentrationen der Stressindikatoren Cortisol, Laktat und Glukose zu messen.

Die Ergebnisse zeigten signifikant höhere Werte der Stressindikatoren bei den im Schlachthof geschlachteten Tieren im Vergleich zu den auf dem Hof getöteten Tieren. Der Cortisolgehalt, ein wichtiger Indikator für physiologischen Stress, war im Serum der Schlachthoftiere zwanzigmal höher. Auch der Laktatgehalt im Stichblut der Schlachthoftiere war mehr als doppelt so hoch, und der Glukosegehalt war etwa 25 % höher als bei den auf dem Hof getöteten Tieren. Diese Unterschiede waren unerwartet gross; eine frühere Studie von Probst et al. (2017) hatte einen zehnmal höheren Durchschnittswert für den Cortisolgehalt ergeben (die Tiergruppen stammten dabei aus unterschiedlichen Betrieben).

Auch das Verhalten der Tiere kurz vor der Betäubung wies deutliche Unterschiede auf: Während im Schlachthof häufig unruhiges und nervöses Verhalten beobachtet wurde, waren die Tiere auf dem Hof überwiegend ruhig. Unruhiges und nervöses Verhalten trat im Schlachthof mehr als doppelt so oft auf wie bei den Hoftötungen.

Die signifikant niedrigeren Stressindikatoren bei den auf dem Hof getöteten Tieren deuten darauf hin, dass diese Methode zur Reduzierung von Stress beitragen kann. Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung von tierschonenden Schlachtmethoden und bieten eine Grundlage für weiterführende Forschung.

Weitere Informationen finden Sie unter: https://www.bioaktuell.ch/tierhaltung/tierhaltung-allgemein/schlachtung/formulare .

Quelle:

Probst, J. K., Meili, E., & Spengler Neff, A. (2017). Auswirkungen von Stressoren vor der Schlachtung auf Rinder bei zwei verschiedenen Schlachtmethoden (Bolzen-schuss im kleinen Schlachthof und Kugelschuss auf der Weide). 14. Wissenschaftstagung Ökologischer Landbau. https://orgprints.org/id/ eprint/31803/

 

 

Autorin Josie Siegel RGS

 

Um mehr zu lesen müssen Sie sich anmelden

© 2024 Rindergesundheit Schweiz RGS Datenschutzerklärung
website by WeServe