Farmer's Corner 01/25

Erkennung nicht zyklischer Kühe in der Frühlaktation durch Überwachung der Aktivität

Bretzinger LF, M Hölper, CM Tippenhauser, JL Plenio, A Madureira, W Heuwieser, S Borchardt
Animals, 2024,14, 3145.

Bekanntermassen wirkt sich das Fehlen einer Ovulation (sog. «Eisprung») in der Frühlaktation negativ auf den Besamungserfolg jenseits der freiwilligen Wartezeit aus, so dass mit einer verlängerten Serviceperiode und entsprechenden ökonomischen Verlusten zu rechnen ist. Auf vielen Betrieben werden nicht zyklische Kühe innerhalb der freiwilligen Wartezeit nicht routinemässig erfasst. Aus diesem Grund wurde in dieser Studie untersucht, ob sich Systeme zur automatischen Brunsterkennung eignen, nicht zyklische Kühe in der frühen Laktation zu erkennen.

Die Untersuchungen wurden an 852 Holsteinkühen auf vier Betrieben in Deutschland durchgeführt (durchschnittliche Milchleistung 10’008 bis 11’598 kg). Die Betriebe verwendeten jeweils ein unterschiedliches System zur automatischen Brunsterkennung (Smartbow, Heatime, Delpro, CowManager). Im Zeitraum vom 7. bis zum 60. Laktationstag wurde festgehalten, ob vom automatischen Brunsterkennungssystem eine Brunst erkannt wurde. Zusätzlich wurde in der Zeitspanne vom 14. bis 55. Laktationstag dreimal im Abstand von zwei Wochen die Progesteronkonzentration (sog. «Gelbkörper- oder Trächtigkeitshormon») bestimmt. Diese wurde verwendet, um zu ermitteln, wie gut sich die Systeme zur Brunsterkennung eignen, nicht zyklische Tiere in der frühen Laktation zu erkennen. War die Progesteronkonzentration mindestens bei einer Probenentnahme erhöht, so wurde angenommen, dass die Tiere einen Zyklus aufwiesen und demzufolge eine Ovulation hatten. Weiter wurde bei jeder Probenentnahme die Körperkondition bestimmt und notiert, ob eine Lahmheit vorlag.

Bei 18.3 % der Kühe konnte anhand der Progesteronmessung kein Zyklus nachgewiesen werden. Bei 28.1 % der Tiere zeichnete das Brunsterkennungssystems keine Brunst auf. Jetzt könnte man annehmen, dass die Systeme den Anteil der Kühe ohne «Einsprung» überschätzen. Vorherige Untersuchungen konnten jedoch zeigen, dass eine Ovulation, die zeitnah nach der Abkalbung stattfindet, oft ohne erkennbare Symptome wie z.B. einer Aktivitätserhöhung einhergeht.

Der Anteil nicht-zyklischer Kühe (also ohne Progesteronanstieg) sowie Kühe ohne Brunst (keine Aktivitätserhöhung) erhöhte sich sowohl beim Auftreten von Lahmheiten als auch bei grösseren Konditionsverlusten.

Die Chance eine Kuh bis zum 200. Laktationstag zu besamen und bis zum 300. Laktationstag tragend zu bekommen, war bei Kühen mit erkannter Brunst in der Frühlaktation um 1.8-fach höher als ohne erkannte Brunst.

In dieser Studie konnte gezeigt werden, dass Lahmheiten und Körperkonditionsverluste wichtige Risikofaktoren für einen fehlenden Zyklus anfangs Laktation sind. Eine ausbleibende Ovulation in den ersten 60 Laktationstagen führt somit zu schlechteren Besamungsergebnissen. Erkannte das Brunsterkennungssystem keine Brunst bis zum 60. Laktationstag, so war mit einer schlechteren Fruchtbarkeit zu rechnen. Die verschiedenen Systeme wiesen unterschiedliche Genauigkeiten auf, nicht zyklische Tiere anfangs Laktation zu erfassen. Gezeigt werden konnte, dass es in diesem Zeitraum teils schwierig sein kann, nicht zyklische Tiere zu ermitteln und sich nicht alle Systeme gleich gut dafür eignen. Ein direkter Vergleich der Systeme war allerdings nicht möglich, da diese nicht an denselben Tieren getestet wurden. Grundsätzlich kann gesagt werden, dass am Hals getragene Aktivitätsmesser, die nicht zyklischen Tiere besser erkannten (höhere Sensitivität) als am Ohr fixierte. Um eine genauere Empfehlung zu geben sind allerdings weitere Studien notwendig. Wie bereits mit anderen Arbeiten belegt, kann zusammenfassend gesagt werden, dass bei nicht zyklischen Kühen anfangs Laktation mit einer schlechteren Fruchtbarkeit zu rechnen ist. Wichtig ist es deshalb, solche Kühe zu erfassen, damit frühzeitig ein Zyklus induziert werden kann bzw. das Fütterungs- und Lahmheitsmanagement angepasst. Automatische Brunsterkennungssysteme können helfen, nicht zyklische Tiere in der freiwilligen Wartezeit zu erkennen.

 

Autorin: Christina Widmer RGS

 

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