Mastitis-Nachmittag an der Hochschule Hannover

7. März 2025 von 13:00 bis 18:00 Uhr, online.

Entwicklung von Mastitiserregern in unterschiedlichen Einstreumaterialien und Einfluss von Löschkalk sowie Flüssigconditioner auf den Keimgehalt (Saskia Pawlik)

Die Sauberkeit der Liegefläche des Euters spielt eine entscheidende Rolle bei der Infektionsprophylaxe. Die Ausscheidung von Umwelterregern erfolgt über den Kot und über die Milch, so dass es zu einer Anreicherung von Keimen kommen kann.

In dieser Studie sollte das Wachstum von Mastitiserregern auf den Einstreumaterialien Stroh und Feststoff-separierter-Gülle (FSG) geprüft werden. Dazu wurden in einem in-vitro-Versuch folgende Erreger aus dem Kot isoliert: Klebsiella pneumoniae, E. coli und äskulinpositive Streptokokken (z.B. S. uberis).  Diese Erreger wurden auf das frische Einstreumaterial gebracht. Den Einstreumaterialien hatten folgende Zusätze:

FSG hatte im Vergleich zum Stroh einen niedrigeren Trockenmassegehalt (40 vs. 90 %), einen höheren pH-Wert (8.0 vs. 7.0) und einen höheren Anfangskeimgehalt bei allen drei untersuchten Keimarten.  

Die Zusätze von Kalk erhöhten den pH-Wert auf 12.0 in beiden Einstreuarten. Der Conditioner senkte den pH-Wert lediglich bei der Stroheinstreu in den sauren Bereich, während er bei FSG kaum beeinflusst wurde. Die Entwicklung der Keimgehalte Streptokokken und Klebsiellen konnte im Vergleich zur Kontrollgruppe sowohl beim Kalk als auch beim Conditioner stark gesenkt werden. Ausnahme war der Keimgehalt von E. coli, der beim Einsatz von Conditioner sowohl bei FSG und Stroh weniger stark zurück ging.

Ketoprofen als alleinige Erstbehandlung bei leichter und mittlerer Mastitis: Wirksamkeit und Antibiotikareduktion (Julia Nitz)

Eine Möglichkeit zum selektiven Einsatz von Antibiotika bei Mastitis könnte die Behandlung aller leichten und mittelschweren Mastitisfälle mit einem NSAID sein.

In dieser klinischen Studie in drei konventionellen Milchviehbetrieben wurden alle Fälle von leichter und mittelschwerer Mastitis zunächst nach dem Zufallsprinzip entweder mit einem Antibiotikum (Kontrolle) oder einem NSAID (Keto-Gruppe) behandelt. Die Kühe der Kontrollgruppe erhielten eine 2-tägige intramammäre Behandlung mit Cephalexin (200mg/Kanamycin 100.000 I.E. pro Tube einmal täglich). Die Kühe der Keto-Gruppe wurden mit drei Injektionen Ketoprofen (3 mg Ketoprofen/ kg KGW i.m. im Abstand von 24 Stunden) behandelt. Wenn sich nach Beginn der NSAID Behandlung der klinische Mastitis-Score am dritten Behandlungstag nicht um mindestens eine Stufe im Vergleich zum Beginn der Behandlung verbessert hatte, wurde mit einer Antibiotika-Therapie begonnen (wie in der Kontrollgruppe).

Insgesamt traten 217 klinische Fälle von Mastitis auf. In der Keto-Gruppe wurden 86 % weniger Antibiotika eingesetzt als bei den Kontrolltieren. Allerdings erfolgte die klinische Heilung in dieser Gruppe signifikant später. Auch die bakteriologische Heilungsrate war geringer (60.9 % vs. 79.8 %). Die Neuinfektionsrate und Anzahl wiederkehrender Mastitiden waren in etwa vergleichbar.

Schlussfolgerung: Es bleibt die Frage, ob die Vorteile von eingesparten antibiotischen Dosen und dementsprechend weniger Hemmstoffmilch die schlechteren Heilungsraten kompensieren. Als Lösung wurde eine Kombination von NSAID und Erregeridentifizierung vorgeschlagen, weil besonders Streptokokkenmastitiden im Vergleich zu anderen Mastitiserregern von einer antibiotischen Behandlung profitieren und damit im Sinne einer selektiven Mastitistherapie gehandelt wird.

Wirksamkeit verschiedener Mittel zur Zwischendesinfektion von Melkzeugen (Muriel Schulze)

In dieser Studie wurden verschiedene Möglichkeiten zur Zwischendesinfektion von Melkaggregaten untersucht. Erstmals wurde Plasmawasser eingesetzt, das entsteht, wenn Wasser in einem komplizierten Prozess behandelt wird. Bei der Herstellung entstehen reaktive Sauerstoff- und Stickstoffverbindungen mit einer desinfizierenden Wirkung.

Der Einsatz von einer gepufferten Plasma-Wasserlösung (PAW) wurde verglichen mit herkömmlicher Peressigsäurelösung (0.1 %; PES), dem einfachen Spülen mit Wasser sowie einer Kontrolle ohne Zwischendesinfektion. Auf drei Betrieben wurden Tupferproben aus 60 Melkaggregaten nach dem Melken untersucht.

Zusammengefasst konnte Wasser den Gesamtkeimgehalt und auch das Vorkommen von S. aureus nicht reduzieren. Dagegen zeigte Peressigesäure eine Reduktion von 87 % bei der Gesamtkeimzahl und 97 % bei S. aureus. Bei der Desinfektion mit PAW war die Gesamtkeimzahl nur um 20 % und S. aureus um etwa 50 % reduziert (jeweils im Vergleich zur Kontrolle).

Fazit: Nach wie vor ist Peressigsäure ein sehr gut geeignetes Zwischen-Desinfektionsmittel für die Zitzengummis. PAW als Alternative hatte zwar eine desinfizierende Wirkung, war aber eher enttäuschend. Dazu kommt, dass Plasma-Lösungen noch nicht praxisreif sind und eigens für diese Studie hergestellt und angeliefert wurden.

 

Autorin: Maren Feldmann RGS

 

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