1. Definition
Es ist das Ziel einer tiergerechten Milchkuhhaltung, dass der Proteingehalt in der Milch bei einem möglichst geringen Anteil der Milchkühe in den ersten 100 Laktationstagen unter 3.0 % liegt. In der internationalen Literatur zur Bestandesmedizin gilt, dass weniger als 25 % der Milchkühe in den ersten 100 Laktationstagen derartig niedrige Milchproteinkonzentrationen aufweisen sollten.
2. Hintergrund
Der Milchproteingehalt hängt wesentlich von der Verfügbarkeit einer ausreichenden Menge an verfügbaren Aminosäuren im Darm ab. Diese wird wiederum durch die ruminale mikrobielle Proteinsynthese bestimmt: je intensiver diese verläuft, desto mehr mikrobielles Protein gelangt mit dem Ingestafluss in den Dünndarm und wird dort durch Einwirkung von Peptidasen enzymatisch abgebaut. Die Aminosäuren werden über sekundär aktive Transporter resorbiert und gelangen dann in die Alveolarepithelzellen des Euters.
Das Ausmass der ruminalen mikrobiellen Proteinsynthese ist wiederum entscheidend abhängig von der Verfügbarkeit von Energie, die primär von dem Stärke- und Zellulosegehalt des Futters und der Höhe der Futteraufnahme abhängig ist.
Der prozentuale Milchproteingehalt ist deshalb ein belastbarer Indikator für das Ausmass des Ungleichgewichts zwischen Energieaufnahme über das Futter und Energieabgabe über die Milch. Dieser Parameter bietet sich damit an, um zu prüfen, ob eine metabolische Überforderung der Tiere des Bestandes durch die Milchproduktion ausreichend verhindert wird. Entscheidend dabei sind die ersten drei Laktationsmonate:
3. Methodik
Die Erfassung des Proteingehalts der Milch setzt voraus, dass der Betrieb an die Milchleistungsprüfung (MLP) angeschlossen ist. Die Ergebnisse der MLP der zurückliegenden drei Monate werden ausgewertet:
Im dargestellten linken Beispiel befinden sich sieben Kühe in den ersten 100 Tagen der Laktation und sechs der sieben Kühe haben Milchproteinkonzentrationen unter 3.0 %; dies entspricht 88 % der ausgewerteten Kühe.
Im rechten Beispiel befinden sich zehn Kühe in den ersten 100 Tagen der Laktation und sämtliche Kühe haben Milchproteinkonzentrationen von mehrals 3.0 % - bei einer deutlich höheren Milchleistung als beim linken Beispiel.
Bei Auffälligkeiten, d. h. einem deutlich erhöhten Anteil von Kühen mit sehr niedrigen Milchproteinkonzentrationen sollten auch die Kühe im Verlauf der weiteren Laktation ausgewertet werden, sollte ggf. ein weiterer monatlicher Bericht betrachtet und ausgewertet werden.