Die muttergebundene Kälberaufzucht (MuKa) stand im Zentrum des Dezember-Webinars von Rindergesundheit Schweiz. Diese Haltungsform gewinnt in der Milchviehhaltung zunehmend an Bedeutung, gleichzeitig bestehen noch immer weit verbreitete Unklarheiten. Das Webinar bot einen umfassenden Überblick über den aktuellen Wissensstand und praxisnahe Erfahrungen.
Zu Beginn erläuterte Cornelia Buchli, Leiterin der Fachstelle MuKa, die verschiedenen Formen der Mutter-Kalb-Haltung und deren praktische Umsetzung. Sie zeigte auf, dass MuKa erhebliche ethologische und gesundheitliche Vorteile bietet – darunter eine gute körperliche Entwicklung der Kälber, ein ausgeprägteres Sozialverhalten sowie ein insgesamt höheres Tierwohl. Gleichzeitig räumte sie mit verbreiteten Mythen auf, etwa über den Mutterinstinkt, mögliche hygienische Risiken oder Auswirkungen auf Zellzahlen. Da MuKa kein standardisiertes System ist, betonte sie die Bedeutung betriebsindividueller Lösungen. Herausforderungen bestehen vor allem im erhöhten Platzbedarf und einer geringeren ablieferbaren Milchmenge.
Im zweiten Teil präsentierte Julia Rell, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Fachstelle MuKa, aktuelle Forschungsergebnisse zur Melkbarkeit säugender Kühe. Dabei wurden zentrale Aspekte der Melkbarkeit und Milchejektion vorgestellt. Dabei ging es um Einflussfaktoren bei säugenden und nicht-säugenden Kühen sowie um Effekte des Säugens auf wichtige Melkbarkeitsparameter. Auch die Bedeutung der Kuh-Kalb-Bindung für den Milchejektionsreflex wurde erläutert. Die beobachteten Unterschiede in Milchfluss, Milchmenge oder Inhaltsstoffen sind stark individuell geprägt und hängen wesentlich vom Management und der Melktechnik ab. Ein Einblick in eine Feldstudie aus der Schweizer MuKa-Haltung zeigte zudem, dass besondere Melkbarkeitsmerkmale zwar auftreten können, jedoch nicht ausschliesslich MuKa-spezifisch sind und die Eutergesundheit nicht grundsätzlich beeinträchtigen. Entscheidend bleibt ein gut abgestimmtes Melk- und Herdenmanagement.
Abschliessend wurde der Betrieb von Familie Gmür vorgestellt und die Umsetzung der muttergebundenen Kälberaufzucht in der Praxis veranschaulicht. Der Einblick zeigte eindrucksvoll, wie MuKa als ganzheitliches Konzept funktioniert und welches Potenzial diese Form der Tierhaltung sowohl für Tierwohl als auch für die Wertschöpfung bietet.
Weitere Infos unter: Home - Förderverein Mutter-Kalb-Haltung (MuKa)
Autorin: Josie Siegel RGS