Rückblick auf unser Webinar im Februar -  „Therapie und Vorbeugung von Nachgeburtsverhalten und Gebärmutterentzündungen“

In diesem Monat stand im RGS-Webinar die Therapie und Vorbeugung von Nachgeburtsverhalten und Gebärmutterentzündungen im Fokus.

Im ersten Vortrag ging Professor Gaby Hirsbrunner von der Wiederkäuerklinik Bern näher auf die Fragestellung ein, ob es neue Therapieansätze bei den genannten Erkrankungen gibt. Solche sind wichtig, um den Antibiotikaeinsatz zu reduzieren. Bei der Behandlung von Nachgeburtsverhalten stellen Jod-Einlagen, der Ozonspray und der Putztrank mögliche Alternativen zu den herkömmlichen antibiotischen Einlagen dar. Bei Jod-Einlagen sind die Therapiererfolge allerdings geringer, da Jod durch organisches Material, in diesem Fall die Nachgeburt, inaktiviert wird. Nach der Behandlung mit dem Ozonspray werden nicht mehr Kühe aufgrund von Unfruchtbarkeit ausgemerzt wie nach einer Behandlung mit antibiotischen Einlagen. Der Ozonspray ist jedoch bei der Einbringung in die Gebärmutter deutlich aufwändiger. Die Gabe eines Putztrankes zusätzlich zur herkömmlichen Therapie hat keinen Einfluss auf verschiedene Fruchtbarkeitsparameter (Rastzeit, Serviceperiode, Anzahl KBs). Nach aktuellem Wissenstand der Forschung wird das manuelle Ablösen der Nachgeburt nicht mehr empfohlen. Eine Kontrolle, ohne dass Einlagen verabreicht werden, kann aber durchgeführt werden und zeigt, ob die Nachgeburt mit leichtem Zug entfernbar ist. Bei Fieber und reduziertem Allgemeinzustand ist die Anwendung eines systemischen Antibiotikums in Kombination mit einem Entzündungshemmer indiziert.

Bei der Behandlung von Endometritiden (Gebärmutterentzündungen ab drei Wochen nach der Geburt) stellen verdünnte Jodlösungen (2 %), die Injektion von PGF2alpha und Eucacomp® (Pflanzenpräparat) mögliche Alternativen zur Standardtherapie mit Metricure® dar. Kühe, welche mit Eucacomp® anstelle von Metricure® behandelt wurden, zeigten in einer Studie keinen reduzierten Heilungserfolg. Eucacomp® ist somit eine gute antibiotikafreie Alternative in der Behandlung von Endometritiden.

Insgesamt stehen also Alternativen zur herkömmlichen antibiotischen Therapie von nicht-fieberhaften Nachgeburtsverhalten und Gebärmutterentzündungen zur Verfügung, ohne dass mit schlechteren Therapieergebnissen zu rechnen ist. Daraus ergibt sich die Chance, den nach wie vor hohen Einsatz von Antibiotika bei diesen Erkrankungen deutlich zu reduzieren.

Im anschliessenden Vortrag ging Christina Widmer, Tierärztin von RGS, näher auf die Ursachen und Vorbeugung von Nachgeburtsverhalten und Gebärmutterentzündungen ein. Die wichtigsten Ursachen für Nachgeburtsverhalten sind Zwillingsgeburten, Aborte, Schwergeburten, Kalziummangel, Vitamin-E- und Selenmangel oder eine Geburtseinleitung. In der Vorbeugung von Nachgeburtsverhalten stellen die Gabe von Vitamin-E und Selen in der Galtphase, die Senkung der Schwergeburtenrate und die Milchfieberprophylaxe wichtige Massnahmen dar. Folge einer Nachgeburtsverhaltung sind oft Gebärmutterentzündungen, meistens auch in Kombination mit einer geschwächten Abwehrlage durch Milchfieber oder einer negativen Energiebilanz sowie anderen Begleiterkrankungen (z.B. Mastitis). Weiter steigt das Risiko für eine Gebärmutterentzündung, wenn der Erregerdruck entsprechend hoch ist (Schwergeburt, Nachgeburtsverhalten oder durch unhygienische Geburtsbedingungen). Auch wenn sich nicht alle Risikofaktoren unmittelbar beeinflussen lassen (z.B. Nachgeburtsverhalten nach einer Zwillingsgeburt), ist die Optimierung des Geburtsmanagements entscheidend (Geburtshilfe, Geburtshygiene, Vermeidung Milchfieber und negativer Energiebilanz).

 

Autorin: Christina Widmer

 

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