Vet's Corner 06/2024

Evaluating the effectiveness of a single application of 7 % iodine tincture umbilical dip as a prevention of infection of the external umbilical structures in dairy calves

Van Camp MB, CB Winder, DE Gomez, TF Duffield, NK Savor, DL Renaud 

J Dairy Sci 2022; 105: 6083 - 6093.

Diese Publikation befasst sich mit der Fragestellung, welchen Effekt das einmalige Dippen des Nabels mit einer Iodlösung nach der Geburt auf das Auftreten von Nabelinfektionen hat. Um diese Frage zu beantworten, wurden 284 Kälber aus fünf verschiedenen Farmen in Kanada untersucht, wobei bei der Hälfte der Kälber der Nabel nach der Geburt einmalig mit einer Iodlösung behandelt wurde. Jedes Kalb wurde zweimal wöchentlich klinisch untersucht und mehrmals gewogen. Bei jedem Kalb wurde zudem der Geburtsverlauf, die Kolostrumaufnahme und die Sauberkeit der Abkalbeboxe bei der Geburt erfasst. Zudem wurden die IgG-Konzentrationen im Serum gemessen.

Die Prävalenz von Nabelentzündungen betrug 20 bzw. 22 % (Kontroll- vs. Iodgruppe) und konnte durch die Anwendung einer Iodlösung nicht beeinflusst werden. Der einzige signifikante Einfluss auf das Auftreten von Nabelentzündungen hatte die Kolostrumaufnahme. Je später den Kälbern Kolostrum verabreicht wurde, desto höher war das Risiko in den ersten 30 Lebenstagen eine Nabelinfektion zu entwickeln. Der Geburtsverlauf und die Sauberkeit der Abkalbeboxe beeinflussten das Auftreten von Nabelentzündungen nicht. Bei einer höheren IgG-Konzentration im Blut (> 26.85 g/l), was für eine bessere Kolostrumaufnahme spricht, waren die Gewichtszunahmen in den ersten 30 und 60 Lebenstagen höher als bei niedrigeren IgG-Konzentrationen (< 19.4 g/l).

Die Studie zeigt uns auf, wie wichtig eine adäquate Kolostrumversorgung für die Gesundheit des Kalbes ist. Die einzige mögliche Interventionsmassnahme Nabelentzündungen zu reduzieren, war eine frühzeitige Kolostrumgabe. Auch die erhöhten Gewichtszunahmen bei höheren IgG-Konzentrationen sprechen für einen positiven Effekt einer adäquaten Kolostrumversorgung auf die Tiergesundheit. Durch das einmalige Aufbringen einer Iodlösung konnte das Auftreten von Nabelentzündungen nicht reduziert werden. Somit ist eine solche nicht empfehlenswert. Die Autoren wiesen aber darauf hin, dass Iod bereits nach 15 Minuten beginnt seine antiseptische Wirkung zu verlieren und nur für wenige Stunden aktiv bleibt. Für einen länger anhaltenden Schutz müsste der Nabel mehrmals mit Jod behandelt werden. Um zu wissen, ob dies erfolgsversprechender wäre, sind weitere Untersuchungen notwendig.

 

Autorin: Christina Wiedmer, Tierärztin RGS

 

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